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Cannabis gegen Tinnitus

06.12.2017 14:18
von grow! Magazin
(Kommentare: 3)
international
Tinitus und Cannabis

Ohrgeräusche wegrauchen?! 

Tinnitus (eigentlich Tinnitus aurium aus dem Lateinischen: „das Klingeln der Ohren“) ist heutzutage eine Art Volkskrankheit. Die lästigen Ohrgeräusche gehen häufig mit besonderen Belastungen und psychischem Stress einher, was in der hektischen und chaotischen Welt von heute kein Wunder ist. Viele Menschen klagen über sogenannte Burn-Out-Syndrome, was ebenfalls als Begleitsymptom der Leistungsgesellschaft betrachtet werden kann. Was wirklich hinter den Ohrgeräuschen steckt, konnte bisher nicht aufgeklärt werden. Auch fehlt es bislang an einer suffizienten medikamentösen Behandlungsmöglichkeit, um das Piepen, Trillern, Knacken, Knistern, Brummen oder Rauschen in den Griff zu bekommen.

Aus der Praxis und Erfahrungsmedizin ist bekannt, dass Cannabis bzw. Cannabinoide bei diesen Ohrgeräuschen helfen können. Der genaue Wirkmechanismus ist auch hier nicht geklärt. Dabei stellt es sich so dar, dass Cannabis nicht in jedem Fall und zuverlässig gegen Tinnitus eingesetzt werden kann – im Gegenteil: Es gibt auch Menschen, die darüber berichten, dass Cannabis ihnen gar nicht helfen konnte, oder dass sie durch das Kiffen oder anderweitigen Cannabiskonsum überhaupt erst solche Ohrgeräusche bekommen haben. Einige Betroffene klagen auch darüber, dass Cannabis die vorhandenen Geräusche verstärkt habe. Dazu muss man wissen: Tinnitus gehört zu den potenziellen unerwünschten Nebenwirkungen, die zum Beispiel mit der therapeutischen Einnahme von Dronabinol (Marinol) einhergehen können (www.merckmanuals.com). Bei Dronabinol/Marinol handelt es sich um reines Tetrahydrocannabinol (THC), das als Arzneimittel verschrieben werden kann. Aber auch der Konsum von Cannabisblüten kann bei manchen Personen die Ohrgeräusche verstärken oder gar initial herbeiführen.

Meist vernimmt der Betroffene dann ein Fiepsen im Gehörgang, ohne dass ein tatsächliches Geräusch in der Umwelt vorhanden ist. Viele Menschen kennen solche Ohrgeräusche von Stresssituationen. Wenn man psychisch oder auch physisch besonders belastet ist, kann es passieren, dass man ein vorübergehendes Klingeln oder Piepen in den Ohren hat, das sich aber nach kurzer Zeit von selbst wieder verflüchtigt. In besonders krassen Fällen bleibt der Pfeifton jedoch bestehen. Es gibt Personen, die über Jahre und Jahrzehnte mit dem Tinnitus leben müssen, ohne dass ihnen jemand dagegen helfen könnte.

Der Experte für Cannabis- und Cannabinoidmedizin, Dr. med. Franjo Grotenhermen, schreibt in seinem Buch „Hanf als Medizin‟ (2015): „Mir sind mehrere Patienten bekannt, die Cannabisprodukte erfolgreich bei Ohrgeräuschen eingesetzt haben. Einer gab an, nach dem Rauchen von Cannabis für mehr als 24 Stunden von seinem Tinnitus befreit gewesen zu sein, also noch sehr lange, nachdem die psychische Wirkung bereits abgeklungen war. Ein anderer Betroffener schrieb mir: ‚Ich habe seit gut drei Jahren einen chronischen Tinnitus und habe durch den Konsum von Cannabis das Gefühl, dass die Pfeifgeräusche nicht mehr auftreten. Außerdem sind die Schlafstörungen, die ich durch das ständige Pfeifen hatte, verschwunden‟.

Schauen wir uns an, was verschiedene Betroffene zu dem Thema zu sagen haben. Es existieren zum Teil höchst unterschiedliche Erfahrungsberichte von Tinnitus-Patienten, die mit Cannabis versucht haben, ihr Leiden zu lindern. So von einer jungen Frau, die berichtet, „dass ich einmal in einem relativ starken Rausch (Purpfeife mit ziemlich potentem Hasch) auf dem Klo in ner Disco meinen (leichten) Tinnitus vollkommen aus dem Ohr ‚verdrängen‛ konnte. Es war wirklich mucksmäuschen still in meinen Ohren (auch nicht das ‚normale‛ Blutrauschen oder so war zu hören). Das war echt der Hammer, habe es aber nie wieder geschafft‟ .

In einem schweizer Internetforum finden sich Postings, in denen Betroffene von ihren Erfahrungen mit Cannabis berichten: „Das Kraut lässt mich den Tinnitus ‚vergessen‛. Ich denke nicht mehr ständig daran, sondern kann mich auf etwas anderes konzentrieren, ohne dass mich der Tinnitus (oder eines der vielen anderen Symptome) ablenkt.‟

Ein anderer Forenteilnehmer hatte es mit Cannabidiol (CBD) versucht: „Ich habe seit Wochen ein Rauschen im rechten Ohr, so als würde ich meinen Pulsschlag dauerhaft rauschen hören. Stören tut es mich nur abends im Bett, weil tagsüber bin ich abgelenkt, da immer andere Geräusche um mich rum sind. Seit 2 Tagen nehme ich wieder CBD-Öl und wie durch ein Wunder ist das Geräusch weg. Habe zwar noch dieses watteartige Gefühl im rechten Ohr, aber das lässt sich so gut aushalten. Hatte seit einiger Zeit kein Öl mehr genommen, da ich im Moment keine akuten Schmerzen habe (und die alte Flasche aufgebraucht war). Nun ja, zum Glück habe ich genügend Vorrat und nehme jetzt jeden Abend 2-3 Tropfen unter die Zunge.‟

CBD scheint in der Tat ebenso wie THC ein gewisses Potenzial für die Behandlung eines Tinnitus zu besitzen. Hier ein anderes anonymes Posting aus dem Internet: „Ich habe seit 1988 einen Tinnitus, welcher sich von Jahr zu Jahr verstärkt. Sämtliche Therapien haben in dieser sehr langen Zeit nichts genützt (außer hohe Ausgaben für Medikamente). Durch einen Bekannten gelangte ich an gewöhnliches Marihuana und probierte vorsichtig die Wirkung aus. Das starke Ohrensausen verschwand zwar für ca. 24 Stunden, hat aber leider den Nachteil, dass man keiner Arbeit nachgehen kann bzw. darf. Nach langen Recherchen konnte ich jemanden ausfindig machen, welchem erlaubt war, Cannabis ohne THC zu züchten. Es wird bezeichnet als Cannabidiol, ein medizinisch wirksames Cannabinoid, das kaum psychoaktiv wirkt, dafür aber schmerzlindernd und krampflösend, entzündungshemmend usw. Die THC-freie Hanfsorte ist speziell für den medizinischen Einsatz gezüchtet worden und hilft auch sehr gut gegen das lästige und zeitweise auch schmerzhafte Ohrgeräusch‟.

Es finden sich im Internet aber auch gegenteilige Fallbeispiele aus den Erfahrungsrealitäten von Tinnitus-Patienten. So hat Cannabis bei einigen Personen überhaupt keine Auswirkungen auf die Ohrgeräusche, bei anderen verschlimmert der Konsum von Hanfprodukten die Symptomatik sogar: „Cannabis bringt mir im Zusammenhang mit Tinnitus überhaupt nichts, im Gegenteil … an Abenden, wo ich mehr rauche, pfeift der Tinnitus lauter. Gleiches gilt für Stress … meinen jeweils aktuellen Stresslevel kann ich immer gut an der Lautstärke des Pfeiftons festmachen‟.

Ein weiterer User berichtet Ähnliches: „Allgemein wirken sich Stimulanzien jeder Art (dazu zählt auch Cannabis in diesem Falle) sehr schlecht auf meinen Tinnitus aus, während ‚Downer‛ sehr positive Effekte zeigen. Ich halte Abstand zu letzteren, da die gesundheitlichen Konsequenzen mir die Lösung meines Problems nicht wert sind in diesem Falle‟.

Über Tinnitus im Zusammenhang mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) findet sich ebenfalls ein Erfahrungsbericht, der die Wirksamkeit von Cannabis bei Ohrgeräuschen negiert: „Ich hab seit meinem 11. Lebensjahr meinen geliebten Tinnitus. Er ging auch nicht mehr weg. Sind jetzt gut 15 Jahre und bei mir durch meine PTBS aufgetreten. Das Konsumieren hat mir da überhaupt nicht geholfen, ganz im Gegenteil, es wird bei jedem Mal lauter als sonst, wenn ich kiffe. Da ich aber zum Glück so müde werde von meiner CBD-Sorte, schlafe ich dennoch endlich meine 8 Stunden. Mir hilft es beim Tinnitus leider nicht‟.

Und noch ein Report eines Patienten, der seinen Tinnitus nicht stressbedingt, sondern nach einem Unfall erworben hatte: „Habe den Tinnitus unfallbedingt … nach einem Sturz aufs Ohr mit dem Fahrrad als ich 12 war … dass es mit mehr Rauchen lauter wird, kenne ich ebenso … Cannabis ist vieles, aber eher kein wirkliches Hilfsmittel gegen Tinnitus‟.

Vermutlich spielt das körpereigene Cannabinoid-System (das Endocannabinoid-System) beim Tinnitus eine Rolle, was den Einfluss von Cannabis und Cannabinoiden auf die Ohrgeräusche erklären könnte. Franjo Grotenhermen berichtet in einem Artikel: „Da das Endocannabinoid-System eines der wichtigsten Systeme innerhalb des Gehirns zur Hemmung einer Überaktivität unterschiedlicher Botenstoffe von Nervenzellen darstellt, die die Beteiligung an so unterschiedlichen Phänomenen wie Schmerzen, Spastik, Übelkeit, Asthma, posttraumatische Belastungsstörung et cetera erklärt, könnte diese hemmende Eigenschaft auch bei einer nervlichen Überaktivität, die zum Tinnitus führt, eine rationale Basis für die von einigen Betroffenen geschilderten Nutzen von Cannabis bei im Gehirn verursachten Ohrgeräuschen erklären‟.

Dabei sind es diverse körpereigene Botenstoffe, die Einfluss auf den Tinnitus nehmen können, zum Beispiel Endorphine und Glutamat. Im Tierversuch konnte nachgewiesen werden, dass Cannabis bzw. Cannabinoide eine Überaktivität des Botenstoffs Glutamat positiv beeinflussen können. Das könnte erklären, weshalb Cannabis bei Ohrgeräuschen wirksam sein kann.

Auf der Website von Franjo Grotenhermen wird darüber hinaus unter anderem von einer zehn Jahre alten Studie berichtet, die das Verhältnis von Cannabinoidrezeptoren auf die Ohrgeräusche untersuchte: „In einem Tiermodell für Tinnitus nahm die Zahl der Nervenzellen in einer bestimmten Gehirnregion (ventraler cochlearer Kern) mit CB1-Rezeptoren ab. Diese Gehirnregion spielt eine wichtige Rolle im Hörsystem. Die Wissenschaftler schlossen, dass ihre Ergebnisse nahe legen, ‚dass CB1-Rezeptoren im cochlearen Kern wichtig für die Hörfunktion sein könnten, und dass eine Herunterregulierung von CB1-Rezeptoren im ventralen cochlearen Kern eine Beziehung zur Entwicklung von Tinnitus haben könnte.‛ .

Wir sehen: Cannabis und Cannabinoide können bei Ohrgeräuschen hilfreiche Dienste leisten, sie können aber die bestehende Symptomatik auch verschlechtern oder gar erst induzieren (wobei Letzteres offensichtlich eher selten der Fall ist). Woran dies genau liegen mag, bleibt vorerst unklar. Weitere Forschungen müssen erst noch Aufschluss darüber bringen. Fakt ist, dass betroffene Patienten durchaus vorsichtig mit Cannabis versuchen können, ihre Ohrgeräusche in den Griff zu bekommen oder diese zumindest erträglich zu machen.

Markus Berger

Quellen:

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Kommentare

Kommentar von Janina |

Hey, ich bin so froh dass ich kein Tinnitus habe sonst würde ich durchdrehen. Aber leider hat es mein Freund. Am schlimmsten ist es auch am Abend wenn wir schlafen gehen. Wir müssen immer Musik laufen lassen damit er den hohen piepston übertönen kann. Jetzt wollen wir auch mal CBD-Öl bei Tinnitus versuchen, ich hoffe es hilft.
LG
Janina

Kommentar von Mo |

Hallo, ich bin seit ca 25 Jahren von einem Tinitus betroffen und haben schon die krassesten Therapien hinter mir. Bei der Selbstmedikamentation( ärztlich verordnet wird sie ja leider noch nicht) mit cannabis geht es nicht darum, das Ohrgeräusch zu bekämpfen oder gar zu heilen. Der Tinnitus ist eine Stressreaktion des Körpers, andere kriegen vlt Bluthochdruck oder Magersucht. Und beim Kiffen gehts darum, den Stress runterzufahren. Dadurch hilft es, man kommt mit >Stress besser klar, kann auch mal fünfe grade sein lassen. ABER: hat der Stress erstmal ein gewisses Level überschritten ist kiffen kontraproduktiv, dann kann es sogar das Gegenteil bewirken, nämlich das man sich von dem Tinnitus beherschen lässt, gar nichts mehr anderes wahrnimmt. Dieser Effekt kann auch schon durch Gewohnheit auftreten. Deswegen kiffe ich 10 Monate, damit mir mein Stress/Tinnitus sch...egal ist und versuche dann 2 Monate Pause zu machen.
In diesem Sinne: einen chilligen

Mo

Kommentar von Bernd |

Ich kann dem Kommentar von Mo nur zustimmen.
Ich bin 65 Jahre und habe seit 1972 Innenohrschwerhörigkeit mit starkem Tinnitus.
Ich rauche seit 1972 Hasch und die letzten Jahre sind verschiedene Thcsorten und CBDöl dazugekommen.
Damit halte ich mich praktisch ruhiger ,entspannter wie geschrieben kann auch " mal jünfe gerade sein lassen"
Nach meiner Erfahrung funktioniert am besten über Tag Sativazeug ( Aktiver) zum Abend Indika ( Cauchlastig und zusätzlich hilfreich bei Schmerzen im Rücken.) Zusätzlich Abends 2-3 Tropfen CBDöl. macht ruhig und hilft auch dabei " herunterzukommen". Tinnitus geht nie ganz weg aber es lässt sich aushalten und den Rest übertöne ich mit Musik . Problem ist : Finde einen Arzt der dir hilft und die " Medizin" verschreibt.Selber zahlen geht eigendlich nicht.

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