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True Living Organics - Die natürlichste Art des Cannabisanbaus
Das Anbau-Konzept des „True Living Organics“ (TLO) ist nicht neu. Doch angesichts der Umweltprobleme und des drohenden Klimawandels ist ein nachhaltiger und umweltschonender Anbau – nicht nur von Cannabis – wichtiger denn je und zu Recht wieder in den Fokus gerückt. Das wachsende Interesse an umweltverträglichen Anbaumethoden zeigt sich auch in euren Briefen und E-Mails. Deshalb setzen wir unsere Reihe über organischen Anbau mit der „True Living Organics“-Methode gerne fort.
Übersetzt heißt „True Living Organics“ soviel wie „die echten“ oder „die richtigen“ „lebenden Organismen“. Im Prinzip geht es bei jeder Art des organischen Anbaus darum, die unzähligen Mikroben, Pilze und sonstigen in der natürlichen Erde vorkommenden Lebewesen zu nutzen, um Pflanzen mit Nährstoffen zu versorgen. Bei der TLO-Methode wird dies quasi auf die Spitze getrieben und komplett auf jede Art von künstlichen (mineralischen) Düngemitteln, Pestiziden und Zusatzstoffen verzichtet. Man könnte diese Art des Anbaus als „supernatürlich“ bezeichnen, denn es werden nur Prozesse eingesetzt und genutzt, die schon seit Urzeiten auf diesen Planeten existierten.
Als die Pflanzen vom Meer das Land besiedelten, war dies nur durch ihre symbiotische Beziehung zu Pilzen, Bakterien, Protozoen und vielen anderen Arten von mikrobischen Lebewesen möglich. Die Mikroben sind wesentlich für eine funktionierende Nahrungskette – wobei man dies wohl eher als Nährstoff-Netzwerk bezeichnen könnte – und versorgen die Pflanzen.
Was genau versteht man unter der „True Living Organics“ (TLO) Methode?
Das TLO stellt eine organische Anbaumethode dar, bei der die Pflanzen ihre „Selbstbestimmung“ zurückerhalten. Schon länger als sich irgendjemand vorstellen kann, haben Pflanzen sich selbst versorgt und alles, was sie brauchen, dem Boden entnommen, in dem sie wachsen. Cannabis ist da keine Ausnahme. Doch mit der Zeit haben Cannabisgrower damit begonnen, den Pflanzen erst ihre Selbstbestimmung zu nehmen und dann sogar die Erde, in der sie wuchsen. Die Pflanzen wurden zwangsernährt und mit Nährstoffen vollgepumpt, selbst wenn sie diese gar nicht benötigten. Es wurden den Pflanzen die natürlichen Nährstoffquellen genommen und durch synthetische ersetzt.
Ich sollte das wissen, denn auch ich gehörte auch zu diesen Growern. Wer sich schon mal mit dem „hydroponischen Anbau“ beschäftigt hat, weiß, was ich meine.
Nun allerdings mache ich die Dinge auf eine andere Art. Der „True Living Organics“-Stil ist eine ganz andere Welt und hat mit Nährstofflösungen und chemischen Additiven nichts zu tun. Beim TLO-Growing werden die Fähigkeiten der Mikrolebewesen genutzt, damit sich die Pflanze mit ihrer Hilfe selbst mit den Nährstoffen versorgen kann, die sie benötigt – und dann, wenn sie sie benötigt. Das TLO erlaubt es der Pflanze, sich wieder selbst zu versorgen und nicht länger auf die Gnade und das Wohlwollen des Growers angewiesen zu sein.
Es ist so, dass die Wurzeln der Pflanzen regelrecht mit den Mikrolebewesen in ihrer direkten Umgebung kommunizieren (der Rhizosphäre). Die Pflanze bietet verschiedene Elemente an, die die entsprechenden Mikroben anzuziehen. Diese Mikroben sind in der Lage, Nährstoffe zu erzeugen, die die Pflanze benötigt, und sie zu den Wurzeln zu transportieren, damit sie für die Pflanze verfügbar werden. Diese empfindliche Symbiose kann bereits völlig aus den Fugen geraten und zerstört werden, wenn nur so etwas scheinbar Harmloses wie Flüssigdünger zugefügt wird, bei dem die Nährstoffe mit organischen Säuren chelatiert wurden. Okay, es ist alles organisch, doch für den Anbau mit TLO sind sie nicht geeignet. Durch die Verwendung solcher Produkte könnte die mikrobielle Population aus dem Gleichgewicht geraten und ins Chaos stürzen. Um nicht zu technisch zu werden, es ergeht den Mikrolebewesen in etwa so, als würde ein Taucher zu schnell auftauchen und dann die Dekompressionskrankheit erleiden. Im chaotischen Zustand sind die Mikroben nicht mal annähernd so nützlich für die Pflanzenwurzeln, und wenn der pH-Wert zu sehr variiert, kann dass einen großen Teil der Mikroben töten. Und es sollte klar sein, dass ein solcher Mikroben-Genozid nicht gerade gut ist für die Pflanze.
Chelatierte Nährstoffe
Das Chelatieren von Nährstoffen ist eine relativ unkomplizierte Sache. Doch um nicht zu sehr auf technische Details einzugehen, sei nur so viel gesagt, dass es im Wesentlichen darum geht, Nährstoffe in Chelate-Elemente „einzupacken“. Diese Chelate können viel einfacher über die Wurzeln der Pflanzen aufgenommen werden, und mit ihnen die darin verpackten Nährstoffe. Doch das kann so weit gehen, dass mit den Chelaten Nährstoffe in die Pflanze gelangen, die sie eigentlich gar nicht benötigt. Beim TLO-Growing wird auch auf Chelate gesetzt, aber, anders als beim konventionellen Growing, werden nur natürliche Chelate nutzt, die durch die Mikrolebewesen produziert werden. Zwangsernährung durch exzessive Chelation gehört nicht zum TLO-Stil, denn es ist kein natürlicher Vorgang. Zudem würde es nur dazu führen, das mikrobielle Leben zu beeinträchtigen und zu zerstören. Doch der TLO-Stil fundiert auf einer gesunden und vitalen Mikrofauna.
Beim TLO wird ein Erdmix verwendet, der im wahrsten Sinne des Wortes lebendig ist. Er ist in etwa so wie in anderen, fein ausbalancierten Lebensräumen auf unserem Planeten. Nehmen wir als Beispiel die afrikanischen Steppen: Hier gibt es eine akkurat abgestimmte Dynamik zwischen den unterschiedlichen Lebewesen. Es gibt die großen (wie Zebras und Löwen), und die kleinen unscheinbaren, die aber nicht weniger wichtig sind, etwa Insekten wie die Bienen. So ähnlich ist es auch in lebendiger Erde, es gibt die Großen und die Kleinen, und alle haben ihren Platz und ihre Aufgaben.
Die TLO-Methode zeigt, wie diese „Mikro-Bestien“ quasi „eingefangen“ und dazu motiviert werden, für den Grower zu arbeiten. So mancher TLO-Grower ist begeistert vom Resultat und sich sicher, vorher nie so gutes Gras angebaut zu haben. Gerade die Cannabissorten mit interessanten genetischen Eigenschaften zeigen im TLO-Anbau ihr volles Potenzial. Die Aromen, Düfte, Wirkstoffspektren und Farben, also die Eigenschaften, für die eine Sorte ausgewählt wurde, können sich voll ausbilden und nicht nur den Grower begeistern. Es gilt als das Beste vom Besten und ist besonders für den medizinischen Einsatz oder die Connaisseur-Community geeignet.
Was in TLO nicht zum Einsatz kommt, sind synthetische, chelatierte Nährstoffe, die meisten Pestizide und Fungizide. Es werden keine stark chelatierten Nährstoffe verwendet, bei denen Ascorbin-, Fulvin- oder Huminsäure zum Einsatz kam.
Stattdessen werden organische Tees (hört sich besser an als „Jauchen“) „gebraut“ und verwendet. Beim Brauvorgang steigt die Menge an mikrobiellem Leben dramatisch an. Solche Tees werden den Pflanzen mindestens einmal im Monat verabreicht, viele Grower machen das auch öfter. Auf diese Weise wird mikrobielles Leben in die Pflanzenerde gebracht, das in gesunden Boden im Freiland von Natur aus vorhanden ist. Wenn indoors angebaut wird, lässt sich so das Leben in die Töpfe bringen. Sobald ein solcher Tee zugegeben wird, beginnen die winzigen Lebewesen damit, organische Substanzen in der Pflanzenerde zu verarbeiten und mineralische Elemente aufzuspalten.
Man könnte TLO-Growing auch als die „Nur mit klarem Wasser gießen“-Methode bezeichnen. Statt vorgefertigte Mixturen zu kaufen, bereitet der Grower beim TLO die Erde selbst vor. Das erlaubt der Erde-Mischung im Topf, über die Zeit relativ gleichzubleiben, was den pH-Wert und die Nährstofflevel angeht. Und das wiederum fördert das mikrobielle Leben und ermöglicht, ein Gleichgewicht und gut ausbalanciertes Nährstoff-Netzwerk im Topf zu bilden. Das ist in vielerlei Hinsicht so ähnlich wie in der erwähnten afrikanischen Steppe.
Dies bringt verschiedene Vorteile für den Grower mit sich: Man muss nicht vor jedem Gießen die Nährstofflösung anrühren bzw. auf ihre Werte (EC und pH) hin überprüfen und ggf. anpassen. Überhaupt ist das Einstellen des pH-Werts des Gießwassers überflüssig, solange Wasser von guter Qualität verwendet wird. Vielmehr wird sich ein TLO-Grower in erster Linie um das Wohlergehen der Mikrolebewesen in der Pflanzenerde kümmern. Denn geht es dem Bodenleben gut, kann es entsprechend für die Pflanzen sorgen – und so geht es ihnen auch gut.
Nicht selten hat die Umstellung auf den TLO-Anbau dazu geführt, dass die Grower das beste und qualitativ hochwertigste Cannabis ernten konnten, dass sie jemals angebaut haben. Aber man sollte die Erwartungen auch nicht zu hochschrauben. Gerade bei Einsteigern kann es vorkommen, dass die ersten Ernten geringer ausfallen als beim konventionellen Anbau. Doch wir werden uns in kommenden Artikeln mit Techniken beschäftigen, die helfen sollten, mit der Zeit die Erträge zu steigern. Es kann für einige Grower schwierig sein, ihr bisheriges Weltbild rund um den Einsatz von synthetischen Flüssigdüngern und dem exzessiven Zwangsernähren von Pflanzen zu überwinden. Doch diese Umstellung kann sich lohnen: Der Ertrag und die Qualität können beide besser sein, wenn man sich zurückhält und nichts außer klarem Wasser und ein paarmal im Monat die organischen Tees auf die Topferde gießt. Die Erfahrung zeigt, dass größere und qualitativ bessere Ernten ein Resultat eines perfekt ausbalancierten Bodenlebens sind – sowie die einfache Zugabe von Wasser.
Alle Elemente, die Cannabispflanzen brauchen
Keines der folgenden Elemente ist in Wirklichkeit wichtiger als ein anderes. Nährstoffelemente sind wie alles andere in der Natur, auf ihr Zusammenspiel kommt es an. Man sollte sich von dem Gedanken verabschieden, es gäbe ein „magisches“ Element, das besonders wichtig und erfolgsversprechend wäre, denn sie sind alle wichtig und erforderlich für ein gesundes Wachstum und eine ertragreiche Ernte. Ein wichtiger Aspekt des TLO-Growings ist, dass man niemals das mikrobielle Leben in der Erde vernachlässigen, sondern für dessen Wohlergehen sorgen sollte. Diese Lebewesen benötigen dieselben Elemente wie Pflanzen, insbesondere Sauerstoff, Stickstoff und Kalzium. Die Elemente Kohlenstoff und Sauerstoff werden über die Luft absorbiert, während andere Nährstoffe, inklusive Wasser, aus den Boden bezogen werden. Pflanzen müssen die folgenden mineralischen Elemente über ihre Wurzeln aus dem Anbaumedium aufnehmen können:
Primäre Makronährstoffe: Stickstoff (N), Phosphor (P) und Kalium (K)
Sekundäre Makronährstoffe: Kalzium (Ca), Schwefel (S), Magnesium (Mg)
Den Makronährstoff: Silizium (Si)
Mikronährstoffe: Bor (B), Chlor (Cl), Mangan (Mn), Eisen (Fe), Zink (Zn), Kupfer (Cu), Molybdän (Mo), Nickel (Ni), Selen (Se) und Natrium (Na)
Kohlenstoff: Kohlenstoff bildet das Rückrat vieler Bio-Moleküle in Pflanzen, inklusive Stärken und Zellulose. Kohlenstoff wird durch die Photosynthese aus dem Kohlendioxid der Luft gebunden und ist Teil der Kohlenhydrate zur Speicherung von Energie in der Pflanze.
Wasserstoff: Wasserstoff wird ebenfalls zur Bildung von Zuckern benötigt und zum Aufbau des Pflanzenmaterials. Es wird fast komplett aus dem Wasser bezogen. Wasserstoffionen sind erforderlich, damit Proton-Gradienten die Transportkette von Elektronen während der Photosynthese antreiben können, um die Atmung der Pflanze zu unterstützen.
Sauerstoff: Sauerstoff ist notwendig für die zelluläre Atmung. Die zelluläre Atmung ist ein Prozess, bei dem energie-reiche Adenosintriphosphate (ATP) durch den Verbrauch von Zucker generiert werden, der vorher durch die Photosynthese produziert worden war. Pflanzen produzieren Sauerstoffgas, während sie durch Photosynthese Glukose herstellen, doch sie verbrauchen Sauerstoff, um diese Glukose aufzuspalten.
In den kommenden Artikeln werden wir uns damit beschäftigen, wie die TLO-Methode – wird sie richtig eingesetzt – sowohl ein Geschenk als auch ein Fluch sein kann. Denn sie wird dem Grower ermöglichen, ein völlig natürlich angebautes und somit „ursprüngliches“ Cannabis zu konsumieren. Vielleicht zum ersten Mal im Leben. Auch wenn viele glauben, sie hätten schon mal natürlich angebautes Cannabis geraucht, in Wahrheit haben sie das noch nicht. Denn das meiste Cannabis auf dem Markt – auch in legalen Staaten – kommt aus dem konventionellen Anbau, wo der Einsatz von synthetischen Düngemitteln und Zusatzstoffen vorherrscht. Hat man einmal erkannt, wie elegant und angenehm natürlich angebaute Kräuter sein können, will man nichts anderes mehr.
Und noch eine Anmerkung: Man sollte alle Phobien gegenüber „Ungeziefer“ überwinden. Das „L“ in TLO steht für „Living“ (lebendig), und das ist kein Scherz. Wenn man einen genauen Blick auf die Erde wirft, sollte sie sich bewegen.
Ein guter TLO-Grower wird die Pflanzenerde immer wieder recyclen und sie perfektionieren. Was das im Einzelnen bedeutet und was es zu beachten gibt, wird uns in den kommenden Ausgaben des grow!-Magazins beschäftigen.
Dieser Artikel wurde inspiriert durch das Buch „True Livings Organics“ von The Rev, das 2012 erschienen ist. In dieser Artikelserie werden alle wesentlichen Informationen dieses Standardwerks behandelt – in etwas geupdateter Form.
Dieser Artikel stammt aus der grow! Ausgabe 4-2021.
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