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Growreport: Amnesia Haze

15.11.2017 11:46
von grow! Magazin
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growreport

Noch ist Winter, aber schon jetzt wird es langsam Zeit, über die kommende Saison nachzudenken. Wie ist das vergangene Jahr ausgefallen? Will man eventuell neue Wege gehen und einmal einer alternativen Sorte eine Chance geben? Einer, der genau das gemacht hat, ist Peter* (Name v. d. Red. geändert). Er war so freundlich, uns seine jüngsten Erfahrungen aufzuschreiben und zu schicken. Hier kommt sein Growreport:

In den letzten Jahren habe ich in meinem Garten eigentlich immer indicalastige Sorten gegrowt. Ganz einfach deshalb, weil ich es gerne habe, wenn sich nach dem Rauchen eine gewisse körperliche Entspannung bei mir breit macht. Dann bin ich bei einem Besuch in Amsterdam über ein Gras gestolpert, das mich echt überzeugt hat. Ich selbst hätte mir das Kraut vermutlich nie selbst gekauft, aber ein Typ hat mich in einem Coffeeshop dazu eingeladen. Danach war klar, dass ich die Sorte auch mal anbauen wollte. Das hatte jetzt zwar nicht mehr so wahnsinnig viel mit indicalastig zu tun, aber was mich an der Amnesia Haze überzeugte, war einerseits ein ordentlicher Bums im Körper und andererseits ein echt inspirierendes High. Außerdem verspricht der Züchter - Royal Queen Seeds - für den Outdoorbereich bis zu 600 Gramm Ertrag pro Pflanze. Was mir noch ein wenig Sorgen bereitet hat, waren die angegebene lange Blühdauer von 12 Wochen, die möglicherweise zu erwartende Wuchshöhe und dann noch das Klima, das bei uns einigermaßen feucht ist. Schließlich habe ich mir dann doch für rund 65 Euro insgesamt acht Seeds der Sorte bestellt. Wirkung und Werbung haben am Ende den Ausschlag für meine Entscheidung gegeben.

Meine Erwartungen:

Die Werbung ist ja bekanntlich das eine. Und Erfahrungsberichte sind das andere. Eigene Erfahrungen sind noch einmal eine ganz andere Hausnummer. Von möglichen 700 Gramm Ernte, die outdoor möglich seien, habe ich gelesen. Allerdings habe ich auch erfahren, dass die Pflanze empfindlich gegen Witterungseinflüsse und Schädlinge sei. Weil die Blühdauer fast drei Monate betragen soll, und es in unseren Breiten ab Mitte Oktober richtig ungemütlich wird, war ich an diesem Punkt ein wenig unsicher, ob das eine gute Wahl wäre. Schließlich stellen lichtabhängige Blüher bei uns regelmäßig erst ab Mitte August auf Blüte um. Somit waren acht bis maximal neun Wochen Blühdauer zu erwarten. Fraglich, wie hoch die Ernteeinbußen gegenüber der vollen Blühdauer von 12 Wochen sein würden. Ich habe gehofft, am Ende zwischen 30 und 40 Gramm trockene, getrimmte Buds pro Plant zu ernten. Das entspräche im Wesentlichen meinen bisherigen Ernteerträgen der vergangenen Jahre.

Der Sortensteckbrief:

Nachdem ich also Amnesia Haze in Amsterdam kennengelernt hatte, habe ich mich im Internet ein wenig schlauer gemacht und mir erst einmal angesehen, welche Sorten in der Hybride vereint worden sind. Die tragenden Sorten sind in diesem Fall: Haze (wen wundert es?), Skunk #1 und Northern Lights #5. Keine schlechte Wahl, wie mir scheint. Mit einem Indica-Anteil von rund 30 Prozent sollten die Haze-Gene im Regelfall deutlich spürbar sein. Dennoch gibt Royal Queen Seeds die Endgröße (vermutlich für indoor) mit nur rund 1,20 Metern Höhe an. Das kam mir entgegen, weil ich aufgrund der lokalen Gegebenheiten die endgültige Wuchshöhe der Pflanzen beachten musste. Ob diese Größenangaben auch für den Outdoor-Anbau gelten konnten, musste sich allerdings erst noch zeigen.

Die Umgebungsbedingungen:

Die Keimung führe ich stets nach der gleichen Methode durch: Die Samen zunächst einige Stunden in Wasser einweichen. Dann werden sie locker zwischen zwei leicht feuchte Zewa-Tücher gepackt, die wiederum zwischen zwei gegeneinander gestülpte Untertassen platziert werden. Das Ganze lässt man dann bei leicht erhöhter Zimmertemperatur keimen. Die Anzucht erfolgte auch in diesem Fall während der ersten Woche ausschließlich unter einer 36 Watt starken cool white Leuchtstoff-Anlage. Während dieser Zeit erhielten die jungen Setzlinge 20 Stunden Licht. Danach habe ich die langsam heranwachsenden Pflanzen tagsüber stundenweise auf den Balkon gestellt, um sie an die (in diesem Frühjahr nasskalte) Witterung zu gewöhnen. Das war Mitte Juni. Vorher hätte eine Anzucht aus zweierlei Gründen wenig Sinn gemacht. Zum einen war das Wetter zwischen April und Juni 2016 extrem verregnet und kalt. Zum anderen wollte ich keine riesigen Tannenbäume im Garten stehen haben, weil dieser allzu leicht einzusehen ist. Durch die verkürzte Wachstumsphase bis zur erwarteten Umstellung auf die Blüte, habe ich gehofft, auch im Freien eine moderate Höhe einhalten zu können. Die Keimung der Seeds Anfang Juni traf glücklicherweise mit der Umstellung der Witterung auf "Sommer" zusammen. Daher erhielten die jungen Pflanzen von Beginn an ausreichend Licht. Während der kommenden Wachstumswochen war das Wetter vergleichsweise gut. Daher standen die Pflanzen nun auf dem Süd-Balkon, um sich mit Licht vollzusaugen. Abends ging es dann wieder nach drinnen. In der dritten Wachstumswoche ging es für die Kleinen an den endgültigen Standort. Ein Garten, wo die Pflanzen bei entsprechendem Wetter sechs bis sieben Stunden direkte Sonne erhielten. Hinzu kamen weitere drei bis vier Stunden gedämpftes Licht. Optimal für das Wachstum war, dass zu diesem Zeitpunkt die längste Tagesdauer des Jahres herrschte.

 

Der Grow

Die Keimung:

24 Stunden nach der eingeleiteten Keimung präsentierte sich das vorläufige Zwischenergebnis folgendermaßen: Alle Seeds waren erfolgreich gekeimt. Das fand ich äußerst erfreulich, aber auf der anderen Seite bin ich von Royal Queen Seeds auch nichts anderes gewöhnt. Bereits zu Beginn war allerdings zu erkennen, dass die jungen Keimlinge im selben Zeitraum unterschiedliche Größen erreichten. Ein erster Verweis auf die zu erwartende Heterogenität der Pflanzen in puncto Wuchsverhalten.

Die Anzucht:

Zunächst wurden die Keimlinge in Anzuchttöpfchen aus kompostierbarer Pappe gesetzt, die mit einer lockeren Mischung aus 70 Prozent Anzuchterde und 30 Prozent Perlit gefüllt waren. Ich habe ausschließlich mit kalkarmem Wasser gegossen. Am Ende der ersten Woche waren die Töpfchen gut durchwurzelt und die Pflänzlein kräftig. Nun konnten sie in 5 x 5 cm große Töpfe umgesetzt werden. Das Medium bestand in diesem Fall aus der Mischung: 60 Prozent Anzuchterde, 30 Prozent Kokohum sowie einem kleinen Anteil Perlit, zur besseren Belüftung der Wurzeln und Drainage. Im Lauf der folgenden zwei Wochen entwickelten sich die jungen Pflanzen sehr gut, was sicherlich nicht zuletzt dem stetig besser werdenden Wetter zu verdanken war. Viel Sonne am Tag, und dann noch abends für zwei bis drei Stündchen unter die Leuchtstoffröhre, das hat sich definitiv in gesundem Wachstum bemerkbar gemacht. Am Ende der zweiten Woche habe ich begonnen, mit leichten Düngergaben zu arbeiten, weil ich gelernt habe, dass die Amnesia Haze einen hohen Nährstoffbedarf haben soll. Zu diesem Zeitpunkt habe ich lediglich die Hälfte der von Herstellerseite empfohlenen Düngerkonzentration genommen. Verwendet wurde "Terra Grow" von Plagron, der Liter für 10,90 Euro. Eine Woche später standen die Pflanzen gesund und wohlgenährt in ihren Töpfen. Jetzt zeigte sich schon deutlicher, dass es zwei unterschiedliche Phänotypen waren, die unter dem Namen "Amnesia Haze" heranwuchsen. Dabei war die Ratio fast 50 Prozent zu 50 Prozent. Lediglich ein Exemplar wies die Merkmale eines Kompromisses zwischen beiden Phänos auf. Nicht ganz so gestreckt, dafür ein wenig dichtere Internodien und etwas breitere Blätter. Während die sativalastigen Exemplare eine deutlich sichtbare Streckung bei größeren Internodienabständen aufwiesen, verhielten sich die indicadominierten Pflanzen, wie man es eben von Indicas kennt. Gedrungener Wuchs, kurze Internodienabstände, deutlich breitere Blätter. Der Unterschied zwischen der größten und der kleinsten Pflanze betrug zu diesem Zeitpunkt immerhin fast 10 Zentimeter. Alle Exemplare rochen aber bereits zu diesem Zeitpunkt, in der dritten Wachstumswoche, ziemlich lecker. Das machte Mut.

 

Umtopfen und "Freiland"-Standorte:

Am Tag 23 nach erfolgter Keimung habe ich mich entschlossen, die jungen Pflanzen an ihren endgültigen Standort zu transportieren. Das Wetter war schön warm, es sollte erst einmal nicht regnen, und auch Schnecken waren derzeit keine unterwegs. Letzteres ist ja immer ein Kriterium für junge Outdoor-Pflanzen. Der Transport war ein wenig tricky, weil der Weg etwas weiter ist. Aber zur frühen Tagesstunde waren wenig Leute unterwegs, sodass ich mit meinem Karton voller Grünzeug nicht weiter auffiel. Umgetopft habe ich in 12- bis 15-Liter-Kübel sowie in 40-Liter-Kübel, wobei hier jeweils drei Pflanzen nach Phänos zusammengefasst hineinkamen. Das sollte den Kleinen genügend Platz für die Entwicklung der Wurzeln während der kommenden Wochen lassen. Die Erde für den Grow hatte ich mir bereits im zeitigen Frühjahr gemischt und gelagert, damit sie reifen kann. Sie bestand aus 60 Prozent leicht vorgedüngter Pflanzerde aus dem Gartenmarkt, die mit 30 Prozent Perlit angereichert wurde. Für einen ausgewogenen Mineralhaushalt im Substrat sorgten ungefähr zehn Prozent (der Gesamterdmenge) tonmineralisches Sediment, was sich auch während trockener Tage günstig auswirkt, weil es Wasser bindet. Um den pH-Wert im Medium zwischen 6,0 und 6,5 zu halten, wurde Gartenkalk bereitgestellt, der jedoch nicht benötigt wurde. Die Kombination aus Regen- und Hahnenwasser mit hohem Härtegrad hielt alles im grünen Bereich. Insgesamt wollte ich meinen Grow so einfach wie möglich halten und keine Unsummen an Geld für alle möglichen Ertrags- und Geschmacksoptimierer ausgeben. Am Ende bleiben ja die schönen Zusatzstoffe auch irgendwo, und das ist definitiv nicht in der Erde. Sollte ich im Verlauf eines Grows feststellen, dass ich zusätzlich zu den Herstellerangaben des Düngers entweder mehr Stickstoff oder Phosphor benötige, greife ich gerne auch mal auf Hornspäne und Blutmehl zurück. Solchermaßen gerüstet, sollte sich nun zeigen, ob die Jungpflanzen sich auch weiterhin so gut entwickeln würden. So hatte es in der Vergangenheit auch immer geklappt. Der Garten verfügt über zwei Standorte, wobei einer ein wenig geschützter liegt und dafür etwas weniger Sonne erhält. Der andere liegt an einer sonnigen Mauer, ist aber leichter einzusehen. In den vergangenen Jahren habe ich oft monatelang aus Angst vor Entdeckung Blut und Wasser geschwitzt. Deswegen habe ich mich dieses Mal dazu entschlossen, meinen Grow mit Tomatenzelten gegen neugierige Blicke und zu viel Wasser von oben zu schützen. Gegen drohenden Schneckenfraß wurden die Pflanzen mit biologisch abbaubarem Schneckenkorn umgeben. Wann immer mit Sicherheit gutes Wetter für die kommenden Tage vorhergesagt war, stellte ich die Pflanzen ins Freie. Das behielt ich bei, bis die Pflanzen nach meinem Empfinden eine kritische Größe von 80 bis 90 Zentimetern erreicht hatten. Danach kamen nur noch die Tomatenhäuser zum Einsatz.

Die Outdoor-Growräume:

Die häufigen Probleme mit Foliengewächshäusern sind bekannt: Feuchtigkeit, Hitze und oft daraus resultierend: Schädlinge. Das war mir bewusst. Trotzdem habe ich mich für die Methode entschieden, weil ich diese Risiken für vergleichsweise beherrschbar hielt. Für den etwas bedeckteren Standort habe ich mir für 30 Euro ein klarsichtiges 3-Quadratmeter-Gewächshaus mit First und Gitterfolie zugelegt. An den sonnigen und heißen Standort kam ein rund zwei Quadratmeter großes Zelt, ebenfalls mit grüner Gitterfolie. Um das Klima in den Griff zu bekommen, habe ich bei beiden Zelten mehrere Luftdurchlässe eingeschnitten. Damit konnte die Luft prima diagonal in den Räumen zirkulieren. Dadurch entstanden weder Hitze noch Feuchtigkeitsbrücken. Zugleich habe ich bei dem großen Zelt die unteren 50 Zentimeter Folie einfach nach innen umgeschlagen und fixiert, während ich beim kleineren Zelt den breiten Frontreißverschluss ein Stück offen gelassen und abgespannt habe. Auf diese Weise konnte auch von unten her Zugluft in die Räume dringen. Damit war die Outdoor-Umgebung eigentlich selbst ein Hybrid. Für die zu erwartende kühlere und feuchtere Zeit während der späteren Blühphase, habe ich den größeren der beiden Outdoor-Räume noch ein wenig gepimpt. Die Überlegung war, dass sich Kondenswasserbildung im Inneren wohl nicht völlig vermeiden lassen würde. Um ein Schimmeln der bis dahin wohl fetten Buds zu unterbinden, musste die Luft im Raum noch stärker in Bewegung gehalten werden. Daher habe ich weitere 35 Euro in eine kleine Solarstrom-Anlage investiert.

Diese Anlage besitzt eine Ausgangsleistung von fünf Watt, womit man theoretisch zwei PC-Gehäuselüfter betreiben kann. An die Solarpanele werden ein Schaltgerät, eine Batterie zum Zwischenspeichern des Stroms sowie der Verbraucher angeschlossen. Scheint die Sonne, wird die Batterie geladen. Diese Energie wird dann abgerufen, wenn die Sonne nicht scheint, und somit akut kein Naturstrom zur Verfügung steht. Das hat auch prima geklappt. Ich habe aber auch gelernt, dass es sinnvoll ist, eine Sicherung zwischen Verbraucher und Lastenausgang zu schalten, damit bei großen Spannungsschwankungen, Überspannung oder plötzlichem Spannungsschwund nicht der Venti kaputt geht. Das ist mir nämlich einmal passiert. Vom Ergebnis her betrachtet denke ich, die Anschaffung war eine gute Idee. Ich bin davon überzeugt, dass diese Konstruktion später geholfen hat, im Oktober ein vorzeitiges Schimmeln der Blüten zu verhindern, aber dazu gleich mehr.

Steckis:

Zwischen dem 23. und 30. Wachstumstag legten die Amnesias deutlich an Masse bzw. Höhe zu. Die Sativa-Phänos streckten sich und bestätigten ihre Herkunft, während die Indica-Exemplare buschiger wurden. Ich hatte gelesen, dass die Sorte ganz verträglich auf das Beschneiden reagiere. Damit sollte die endgültige Höhe weiter im Zaum gehalten werden. Außerdem wollte ich es bei der langen Blühdauer vermeiden, auf massive Top-Colas aufpassen zu müssen. Deswegen habe ich in der Mitte der vierten Wachstumswoche Stecklinge genommen. Von den acht geschnittenen Spitzen gingen am Ende auch alle an. Optimale Ausbeute. Die Steckis blieben wiederum für rund zwei Wochen unter den Leuchtstoffröhren und wurden dann ebenfalls in den Garten gebracht. Es war mittlerweile die letzte Juliwoche. Wie auch schon die ersten Plants, legten auch die Steckis in den ersten Tagen im Freien massiv an Höhe (Sativas) bzw. Masse (Indicas) zu. Da es sich um eine nicht-automatische Sorte handelte, war klar, dass nur noch eine kurze Zeit des Sommers für die Wuchsphase zur Verfügung stand. Die "Mutterpflanzen" der Stecklinge hatten bereits rund sechs Wochen Zeit zum Wachsen gehabt. Mit Höhen zwischen 60 Zentimetern und knapp 90 Zentimetern waren sie im Rahmen dessen, was ich erhofft hatte. Die Steckis hatten nach einer knappen Woche im Garten ihre Größe fast verdoppelt. Nun hieß es, auf den Beginn der Blüte warten.

Die Blütenphase:

Zwischen Ende der ersten Augustwoche und Mitte August zeigten sich bei allen Pflanzen die Vorblüten und läuteten das Ende der vegetativen Phase ein. Das galt für Steckis und Mütter. Es überraschte mich ein wenig, dass beide Phänos mit ihrem Blütebeginn so dicht beieinander lagen. Ab dem Zeitpunkt stellte ich die Düngung um auf "Terra Bloom". Allerdings habe ich dem Wasser nur bei jedem zweiten Gießvorgang Dünger hinzugefügt. Zusätzlich habe ich das Gießwasser stets mit Sauerstoff angereichert, in Tablettenform aus dem Zoohandel. Über die Wirksamkeit dürfen die Fachleute streiten. Ich fand, den Teilen tut es gut.

Die Indica-Phänos gingen nun leicht in Vorsprung, was den Blütezuwachs betrifft, aber jenseits des 14. Blühtages konnte man allen Exemplaren beim Wachsen der Blütenstände zusehen. Sie legten aber auch noch deutlich an Wuchshöhe zu, weshalb ich über meine Beschneidungsaktion im Nachhinein froh war. Während die beschnittenen Pflanzen aufgrund der Spitzenkupierung viele mäßig große und kleinere Buds ausbildeten, zeigten die Steckis im Verlauf der Blüte die von mir so gefürchteten Top-Colas.

Klar, die hatten ja auch nur eine Spitze. Der September und der 50. Blühtag gingen vorüber und Jah hatte uns bis dahin einen fast optimalen Hoch- und Spätsommer beschert. Allerdings waren die Nächte nun kühl, und der Unterschied zwischen Tag- und Nachttemperaturen sorgte für verstärkte Kondenswasserbildung in den Zelten. Im größeren Zelt verhinderte die Solar-Venti-Anlage dies zwar nicht, sie hielt aber die Luft im Innenraum kontinuierlich in Bewegung. Auf diese Weise wurde ein Festsetzen der Feuchtigkeit, gerade in den fetten Top-Colas, reduziert. Das grüne Tomatenzelt war nun einfach weiter geöffnet, der Frontreißverschluss auf halber Höhe. Insgesamt musste ich bis zum Erntezeitpunkt lediglich wenige Male zur Schere greifen und verlor schätzungsweise fünf Gramm trocken an den Schimmel. Da hatte ich in der Vergangenheit schon andere Hausnummern erlebt. Schließlich war aber Schluss. Ab Mitte Oktober wurde das Wetter unbeständig und die Sonnenstunden nahmen rapide ab. Das bedeutete erhöhte Feuchtigkeit und zunehmende Schimmelgefahr. Zudem hatten die größten Sativa-Exemplare mittlerweile die beachtliche Größe von über 1,50 Meter erreicht und näherten sich dem Zeltdach. Deshalb habe ich ab Mitte Oktober mit der Ernte der fettesten Pflanzen begonnen. Ende Oktober waren die letzten Exemplare dran. Ungefähr die Hälfte der Pflanzen zeigte zu diesem Zeitpunkt schon deutliche Zeichen einer endenden Blüte: milchig werdende Trichome, bräunliche Blütenhärchen. Deswegen hatte ich kein schlechtes Gewissen, die Pflanzen bereits nach rund 60 bis 70 Tagen zu ernten.

Klar hätte man vielleicht noch das eine oder andere Gramm herauskitzeln können, aber das war mir zu ungewiss. Schließlich konnte man ja in der Zeit auch das Zehnfache an den Schimmel verlieren. So war es gut. Die Blüten waren größtenteils fest, glänzten silbrig und rochen süßlich schwer.

 

 

Ernte(n):

Zu Hause wurden die Pflanzen zunächst für drei Tage auf dem dunklen, trockenen Speicher aufgehängt. Danach kamen sie in ein kühles Zimmer, wo sie weitere drei Tage trocknen durften. Durch die Dunkelheit und die langsame Trocknung wurde Chlorophyll abgebaut, und der Geschmack sollte verbessert werden, wie ich hoffte. Am Ende blieben zwei Fragen offen: die nach der Quantität und die nach der Qualität.

Es war eigentlich von Anfang an klar, dass die beworbenen Erntemengen hierzulande nicht zu erreichen sein würden. Der Hersteller verweist ja auch auf die optimalen geografischen Verhältnisse, die irgendwo zwischen Afrika, Kalifornien und Australien liegen. Ob die Pflanzen dort die 700-Gramm-Trockengrenze knacken, kann man dennoch diskutieren. Angesichts dieses Umstandes und der Tatsache, dass meine Plants zwischen drei und vier Wochen vor der angegebenen Reife geerntet wurden, war ich mit meinem Ergebnis ganz zufrieden. Im Gesamtertrag nahmen sich die beiden Phänos nichts. Lediglich die Größe und Anzahl der Blüten variierte. Allerdings war die Erntemenge der "Mutterpflanzen" um etwa 30 bis 40 Prozent höher als die der Stecklinge. Im Schnitt ergab sich schließlich eine Erntemenge von rund 30 Gramm getrockneten und getrimmten Blüten. Meilenweit von den Herstellerangaben entfernt, aber dafür mit überschaubarem Geld- und Chemieeinsatz. Ein Kompromiss zwischen Erwartung, Klima und Grow-Verständnis.

Die Qualität(en):

Es blieb die Frage nach der Qualität der geernteten Blüten, und hier gab es erfreulicherweise keine Überraschungen. Ich hatte mit exzellenter Qualität gerechnet, und genau das war es, was ich schließlich in den Händen hielt. Im Vergleich zu indoor gezogenen Blüten schmecken meine dezent, aber dabei durchaus mit einer gewissen Frische. Diese ist bei den Sativa-Phänos stärker ausgeprägt, während die indicadominierten Exemplare ein wenig rustikaler im Geschmack daherkommen. Auch was die Wirkung betrifft, existieren spürbare Unterschiede. Stark sind beide Varianten. Ob sie unter meinen Bedingungen die 20-Prozent-Marke erreichen, darf bezweifelt werden, aber für Anfänger sind sie definitiv zu stark. Die Indica-Variante verursacht mir ein angenehmes warmes Körpergefühl, gepaart mit einem leichten Couch Lock. Hinzu kommt allerdings ein spürbares High, das bei mir die Gedanken anregt und sich cool zum Lesen oder Hörspiel Genießen eignet. Die Sativas hingegen werden vermutlich viele Haze-Freunde erfreuen, weil sie straight in den Kopf gehen. Das kann bei einigen Exemplaren durchaus in acid-artigen Empfindungen münden. Gespräche mit meinem Vermieter wollte ich unter deren Einfluss definitiv nicht führen.

Fazit:

Trotz der etwas ernüchternden Erntemengen bin ich mit dem Resultat der letzten Ernte sehr zufrieden. Ich hätte mir vielleicht mehr genetische Einheit der Pflanzen gewünscht, aber auch so überzeugen mich die Wirkungen der beiden unterschiedlichen Turns voll und ganz. Mehr noch: Ich kann nun, je nach geplanter Aktivität, auswählen, welche Wirkung ich bevorzuge. Insgesamt betrachtet ist die Amnesia Haze sicherlich eine der besten Sorten, die ich bisher gegrowt habe. Sollte ich einmal durch Zufall Besitzer eines Anwesens in Kapstadt werden oder mir in Deutschland einen Indoor-Growroom zulegen, steht Amnesia Haze garantiert ganz oben auf meiner Einkaufsliste.

 

Dieser Artikel stammt aus der grow Ausgabe 1-2017. Wir veröffentlichen hier aus jeder neuen Ausgabe unseres Print-Magazins vier vollständige Artikel - erst als Leseproben, acht Wochen später als vollständige Texte, gratis für alle. Falls du diese Ausgabe nachbestellen möchtest, schau doch mal in unseren Shop. Alternativ findest du die Ausgabe auch als ePaper zum bequemen Lesen auf deinem Smartphone, PC oder Tablet. 
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