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Biologischer Cannabisanbau – Was ist das?

15.12.2017 13:12
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allgemein

Das Thema "Bio" ist seit einigen Jahren voll im Trend. Das lässt sich nicht nur bei Nahrungsmitteln und Textilien beobachten, auch wenn es um Cannabis geht, soll es heute Bio sein. Dabei ist der Begriff Bio nicht klar definiert und jeder kann etwas anderes darunter verstehen. In einigen niederländischen Coffeeshops wird Gras als Bioprodukt verkauft, wenn es auf Erde angebaut wurde. Dass die Pflanzen mit hydroponischem (Kunst-) Dünger versorgt wurden, spielt hierbei offenbar keine Rolle. Ganz anders sieht es so mancher "Öko"-Grower, der strikt nur das, was unter der Sonne gewachsen und rein organisch ernährt worden ist, als Bio bezeichnet. Mit diesem Artikel starten wir eine kleine Serie, mit der wir etwas mehr Klarheit ins Thema des biologischen Cannabisanbaus bringen und mit einigen Mythen aufräumen wollen.

Das Wort "Bio" kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel "Leben". Heute wird das Label Bio aber mehr im Sinne von ökologisch und nachhaltig verwendet.

Sieht man sich an, worum es beim biologischen Pflanzenanbau geht, dann läuft es letztlich auf einen ökologisch verträglichen und nachhaltigen Umgang mit Ressourcen heraus.

Den Pflanzen ist es erst mal egal, ob sie mit "künstlichem" oder "biologischem" Dünger ernährt werden, solange die entsprechenden Nährstoffe in den richtigen Konzentrationen vorhanden sind. Denn was die Pflanzen brauchen, sind Elemente wie Stickstoff, Kalium und Phosphor. Dies sind Elemente, die bei kosmischen Ereignissen (z.B. Sternenexplosionen) entstanden sind und sich mit der Entstehung der Erde hier angesammelt haben. Sowohl mit "künstlichen" als auch mit "biologischen" Düngemitteln müssen den Pflanzen dieselben Elemente zur Verfügung gestellt werden. Die Unterschiede zwischen beiden sind zum einen die Herkunft der Elemente und zum anderen, wie diese der Pflanze zur Verfügung gestellt werden.

Ein wesentliches Problem des "Kunstdüngers" ist die Herkunft der Nährstoffelemente. Sie werden häufig in Bergwerken abgebaut und an die Oberfläche geschafft, wo der Abraum und die darin enthaltenen Salze viele Umweltprobleme schaffen. Die im Bergwerk gewonnenen Salze müssen chemisch aufbereitet und die gewünschten Elemente isoliert werden. Dazu ist viel Energie nötig, außerdem wird damit die Umwelt enorm belastet. Und schließlich können überschüssige Nährstoffe nach dem Gießen über die Kanalisation in Gewässer gelangen und auch dort für Probleme sorgen.

Biologischer Cannabis-Anbau

Ganz anders beim echten biologischen Anbau: Die Nährstoffelemente werden nicht aufwendig abgebaut, sondern recycelt, und zwar aus abgestorbenen Pflanzen, Tieren und anderen organischen Stoffen. Deshalb spricht man beim biologischen Anbau von einer organischen Düngung, bei der nur Substanzen eingesetzt werden, die unmittelbar aus Flora oder Fauna kommen (mit Ausnahme von Gesteinsmehlen). Dazu gehören Stoffe wie stickstoffreiche Hornspäne, Blutmehl, Fischemulsion und phosphorhaltiges Guano sowie Traubenkernextrakt.

Doch das Wichtigste für einen erfolgreichen biologischen Anbau ist das Substrat, sprich die Erde, in dem die Pflanzen wurzeln. Da die Nährstoffelemente nicht in einer den Pflanzenwurzeln zugänglichen Form in den organischen Stoffen gebunden sind, bedarf es zahlloser Mikroorganismen (Mikroben), die die Düngemittel zerlegen und die Nährstoffe verfügbar machen. Aber nicht nur das, in lebendiger Erde existieren Mikroben und Wurzeln in einer Symbiose und versorgen, schützen und fördern sich gegenseitig. Je vielfältiger und höher die Zahl der nützlichen Mikroben ist, desto besser wird die Pflanze versorgt und vor Krankheiten und Schädlingen geschützt. Bekannte Vertreter der nützlichen Mikroorganismen sind die Mykorrhiza-Pilze (Pilze, die in Symbiose mit dem Wurzelsystem von Pflanzen leben). Deren Myzelien bilden ein großes Netzwerk im Boden, über das die Wurzeln mit Nährstoffen, an die sie allein nicht herangekommen wären, versorgt werden.

Biologischer Cannabis Anbau

Aber es leben nicht nur nützliche Mikroorganismen in gesunder Erde, auch Krankheitserreger und andere potenzielle Gefahren lauern darin. Doch für die Pflanzen ist das in diesem Fall sogar von Vorteil, werden sie auf diese Weise regelrecht "geimpft" und ihr Immunsystem gestärkt und auf mögliche Angreifer vorbereitet.

Die Erde beim biologischen Anbau stellt ein eigenes Biotop dar. Und das enthält mehr Leben, als wir uns vorstellen können. Das komplexe Zusammenspiel von unterschiedlichsten Mikroorganismen, wie Pilzen, Nematoden und Algen, hat sich über Jahrmillionen perfektioniert und ist in der Lage, Pflanzen mit allen Makro- und Mikronährstoffen zu versorgen, die sie brauchen. Allerdings braucht es dafür gewisse Bedingungen, ohne die auch die lebendigste Erde irgendwann zum leblosen Klumpen wird.

In hydroponischen Systemen, unter Einsatz von Kunstdünger, wird oft völlig auf die Mikroben verzichtet. Stattdessen werden die Nährstoffe so aufbereitet, dass sie auch so von den Wurzeln absorbiert werden können. Dazu werden die Nährstoffelemente in sogenannte "Chelate" verpackt, die den Dünger schnell von den kapilaren Wurzelhärchen absorbieren lassen. Mehr noch, sie zwingen die Pflanze geradezu, Nährstoffe in sich aufzunehmen. Wenn sie die aber gar nicht aufbrauchen kann, werden die überschüssigen Nährstoffe im Pflanzengewebe eingelagert, quasi als Vorrat für schlechte Zeiten.

Was auf der einen Seite dazu führt, dass die "zwangsernährten" Pflanzen enorme Größen und Potenzen erreichen können, führt auf der anderen Seite auch zu Problemen: Zum einem werden die Zellen der Pflanze regelrecht aufgebläht, wobei die Zellwände immer dünner und anfälliger für Schädlinge und Krankheiten werden. Zum anderen führt die „Zwangsernährung“ zu einer Kontamination mit unverbrauchten Nährstoffen und Stoffwechselprodukten in den Pflanzen. Verantwortungsvolle hydroponische Grower "spülen" ihre Pflanzen deshalb für mehrere Tage vor der geplanten Ernte mit nährstofffreiem Wasser, damit sich so viele Reststoffe wie möglich in den Blüten abbauen können.

Ein Bio-Grower braucht sich mit diesem Thema nicht zu beschäftigen. In gut funktionierenden Systemen nimmt sich die Pflanze, was sie braucht. "Zwangsernährung" findet in der Form nicht statt. Im Gegenteil, wenn die Erde richtig zusammengestellt und aufbereitet ist, bietet sie eine größere Vielfalt an Nährstoffen, als jeder künstlich produzierte Dünger. Gerade Mikronährstoffe und Spurenelemente, die oft in nur kleinsten Mengen von der Pflanze benötigt werden, können doch einen großen Unterschied zwischen kränkelnden und anfälligen sowie kräftigen und robusten Pflanzen machen. Häufig wird den kommerziellen Basisdüngern nur ein Teil der Elemente beigefügt, die Cannabispflanzen eigentlich für ein optimales Wachstum brauchen.

In biologisch aktiver und ausgewogener Erde sind alle Elemente vorhanden, und das Zusammenspiel von Mikroorganismen und den Wurzeln der Pflanze sorgt für eine optimale Versorgung – nicht zu viel, nicht zu wenig. Das macht den Betrieb eines biologischen Gartens im Prinzip deutlich einfacher und unkomplizierter, als den Betrieb zum Beispiel eines hochmodernen hydroponischen Systems wie der Aeroponik.

Allerdings gibt es auch beim biologischen Anbau einiges zu beachten. Wie bereits erwähnt, spielt die Erde eine Schlüsselrolle. Was bei ihrer Zusammenstellung an Wissen und Arbeit investiert wird, zahlt sich mit gesünderen, widerstandsfähigeren, ertragreicheren und qualitativ hochwertigeren Pflanzen aus. Das Thema Erde ist recht komplex und die Herstellung einer eigenen Erde wird in einem der kommenden Artikel ausführlich thematisiert. Für den Anfang wollen wir uns darauf beschränken, auf ausgereifte Erde-Produkte aus dem Growshop zurückzugreifen. Sie sollten keinen Torf oder mineralische Zusätze enthalten und rein organisch sein.

Hochwertige Erdemischungen sind vorgedüngt und brauchen erst nach Wochen – wenn überhaupt – extra Düngemittel. Zwar sollten pH- und EC-Wert des Gießwassers gemessen und richtig eingestellt werden, die Erde hat aber eine gewisse Pufferwirkung und kann Schwankungen ausgleichen. Deshalb nehmen es manche Grower mit dem Messen nicht ganz so genau und gießen mit einfachem Regenwasser. Würden sie ein hydroponisches System verwenden, bekämen die Pflanzen dadurch ziemlich schnell ernsthafte Probleme.

Biologischer Cannabis-Anbau

Es sprechen viele Gründe für den biologischen Pflanzenanbau. Neben der bereits erwähnten Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit bietet sie dem Grower viele Möglichkeiten. Er kann seine Erde und Düngemittel selbst herstellen, wenn er sie nicht kaufen will. Zudem können Pflanzen in biologischen Systemen besser mit Krankheiten und Schädlingen fertig werden. Außerdem wird von vielen Konsumenten berichtet, dass biologisch angebautes Cannabis besser riechen, schmecken und wirken würde als eine konventionell angebaute Pflanze derselben Genetik. Das lässt sich durch das höhere Nährstoffspektrum in der Erde erklären, das zur optimalen Bildung zahlreicher Cannabinoide, Terpene und Flavoide beiträgt.

Man fragt sich, warum nicht jeder Cannabisgrower auf biologischen Anbau setzt?

Noch vor einigen Jahren stand der biologische Anbau in dem Ruf, nur etwas für "Ökos" und "Freaks" zu sein, die Pflanzenerde und Dünger selbst herstellen wollen. Im Garten oder auf dem Balkon wurden Jauchen und Kompost angesetzt, und das nicht immer zur Freude der Nachbarn.

Damals waren die meisten der im Growshop angebotenen biologischen Düngemittel noch nicht wirklich ausgereift. Es gab Probleme mit der Haltbarkeit und mit unangenehmen Gerüchen. Für kommerzielle Growanlagen eigneten sie sich nicht, denn dort kommen fast ausschließlich mineralische Düngemittel zum Einsatz, die genau dosiert in möglichst hohen Konzentrationen für ein Maximum an Blütenbildung sorgen sollen. Um die Qualität geht es in solchen Anlagen oft weniger, die Quantität ist das, was wirklich zählt (und bezahlt wird).

Wie eingangs erwähnt, wollen wir in den kommenden Ausgaben verschiedene Artikel zum Themenkreis des biologischen Cannabisanbaus bringen, in denen Grower, Produzenten und Konsumenten zu Wort kommen werden. Wer dazu noch Tipps, Anregungen oder auch Fragen hat, kann sich gerne an die grow!-Redaktion wenden, und wir werden sie bei der Recherche und den Interviews berücksichtigen.

Dieser Artikel stammt aus der grow Ausgabe 6-2017. Wir veröffentlichen hier aus jeder neuen Ausgabe unseres Print-Magazins vier vollständige Artikel - erst als Leseproben, acht Wochen später als vollständige Texte, gratis für alle. Falls du diese Ausgabe nachbestellen möchtest, schau doch mal in unseren Shop. Alternativ findest du die Ausgabe auch als ePaper zum bequemen Lesen auf deinem Smartphone, PC oder Tablet.

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