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Haschisch: Teil 1 - Über Wahrheiten und Legenden eines uralten Rauschmittels

15.01.2013 11:03
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Über Wahrheiten und Legenden eines uralten Rauschmittels

In den Medien wird immer wieder gerne darüber berichtet, dass die heutigen Cannabisprodukte, vor allem das Marijuana, um ein vielfaches stärker wären, als das früher der Fall gewesen sei. Dabei erwecken derartige Berichte oft den Eindruck, als haben die „Hippies“ früher schon Marijuana geraucht, so wie das heute von den meisten Hanffreunde praktiziert wird. Anscheinend ist in Vergessenheit geraten, dass vor 30 Jahren heute gängige Marijuana-Sorten erst in der Entstehung waren. Deshalb griffen die meisten „Hippies“ zu Haschisch. Und damals gab es noch Sorten, die an Qualität und Potenz moderne Marijuana-Sorten übertreffen.

 

 

Haschisch (Teil 1)

Zugegeben, unsere Redaktionsmitglieder sind (fast) alle zu jung, um noch selbst miterlebt zu haben, was die Hippies in den Sechziger und Siebziger Jahren alles geraucht haben. Aber es gibt ja noch genug „Überlebende“, die uns gerne aufklären. Das „Kiffen“ ist keine Erfindung der Hippies. Vielmehr kamen die jungen Leute, die in den Sechziger und Siebziger Jahren in Scharen aus den westlichen Ländern in alle Teile der Welt, besonders nach Asien, aufbrachen, dort mit allerhand neuen Dingen in Berührung. Und dazu gehörte zweifellos der Kontakt zu den unterschiedlichsten Drogen. Cannabisprodukte wie Haschisch wurden noch vor einigen Jahrzehnten in vielen Ländern der Welt hergestellt und konsumiert, und dass schon seit vielen Generationen.

Die ersten Nachweise für Cannabis und den Einsatz als Nutzpflanze lassen sich in uralten chinesischen Schriften finden. Es wird vermutet, dass Cannabis ursprünglich in den Randgebieten der Wüste Takla Makan beheimatet war. Zumindest bot diese Gegend die optimalen Voraussetzungen. Von hier aus verbreitete sich die Pflanze in alle Himmelsrichtungen und kam so nach China, über den Hindu Kush nach Nord-Indien, Nepal, Pakistan und Afghanistan. Auch in Russland und in der mongolischen Steppe ist sie heimisch geworden, jedoch mußte sie sich den Bedingungen anpassen und wurden so zur Gattung „Ruderalis“. Die Hanfpflanzen in den Regionen des Himalayas bezeichnet man als Indicas. Auch wenn sie von einem Tal zum nächsten große Unterschiede aufweisen können, sind ihre Haupteigenschaften doch alle gleich: Die gedrungene Form, die breiten, dunkelgrünen Blätter und die starke Harzproduktion, die Schutz vor den extremen Temperaturschwankungen bringt.

Hier wird auch der Ursprung der Haschischproduktion vermutet. In den Bergen des Hindu Kush wird schon lange das Harz der Blüten und Blätter mit den Händen abgerieben. Die klebrigen Harzdrüsen bleiben leicht kleben, bedecken bald die Finger und Handflächen. Es braucht nur noch abgekratzt und zu Kugeln oder Rollen geformt werden. Noch heute nutzen die indischen Sadhus diese Methode, um sich selbst mit Charas zu versorgen.

Eine andere traditionelle Methode der Haschherstellung ist das Sieben. Ursprünglich wurden die Siebe vor allem benutzt, um die Samen vom Pflanzenmaterial zu trennen. Offensichtlich hat sich daraus die Methode entwickelt, auch die feinen Harzdrüsen zu gewinnen. Diese Arbeitsweise wird in vielen Ländern der Welt praktiziert, da sie weniger arbeitsintensiv ist und es ermöglicht, in kurzer Zeit große Mengen Haschisch zu produzieren. Auf diese Weise können auch recht unterschiedliche Haschisch-Qualitäten hergestellt werden: Die erste kurze Siebung bringt wenig Menge, dafür aber aller beste Qualität. Mit jeder zusätzlichen Siebung sinkt die Qualität.

Nicht nur die Herstellungsmethoden entscheiden über die Qualität des Haschisch, auch die Hanfpflanzen selbst haben darauf einen großen Einfluß. Deshalb sind die Hanfbauern schon früh dazu übergegangen, die Samen der besten Pflanzen auf zu bewahren, um aus ihnen im nächsten Jahr die neue Generation wachsen zu lassen. Auf diese Weise fand eine Selektion und damit eine Anpassung der Pflanzen an lokale Gegebenheiten statt. Im Laufe der Zeit entstanden dadurch wieder neue Sorten.

Auf den alten Handelsrouten gelangten Hanfsamen und Haschisch auch in jene Länder, die in der Folge zu den „traditionellen“ Haschischproduzierenden Ländern wurden.

Als erste sollen die Skythen, ein vorchristliches Reitervolk aus Zentralasien, für die Verbreitung von Cannabis gesorgt haben. Sie waren wohl auch die ersten, die Cannabis rituell gebrauchten. Im Hindu Kush, so will es der Glaube der Hindus, hat vor Urzeiten Gott Shiva selbst die Hanfsamen ausgesät. Von Indien und Nepal gelangte es nach Afghanistan, Pakistan bis in den Mittleren Osten. Hier war es vor allem der Libanon und Türkestan (heutiges Uzbekistan, Tadjikistan und die chinesische Provinz Xinjiang), die später zu wichtigen Haschischlieferanten werden sollten. Erst Ende des 18. Jahrhundert sollen die ersten Hanfpflanzen in Marokko angebaut worden sein. Und bis Marokko zu dem wichtigen Haschischproduzenten wurde, der es heute ist, dauerte es noch bis etwa 1960.

Eine „Haschischindustrie“, wie es sie auch heute in einigen Gegenden gibt, ist in den meisten Ländern erst durch das wachsende Interesse des Westens an derartigen Produkten entstanden. Mitte des 18. Jahrhundert brachten die ersten europäischen Forschungsreisende Haschisch von ihren Expeditionen mit und schufen damit eine erste Nachfrage. In Europa fand es viele Interessenten, wodurch es für die Bauern in den Ursprungsländern immer interessanter und lukrativer wurde, den neuen Exportschlager anzubauen.

Einen regelrechten Boom erlebte der Haschisch Markt aber erst ab 1960, als die Nachkriegsgeneration zunehmend die neuen Reisemöglichkeiten nutzte und in ferne Länder aufbrach. Es entstanden regelrechte „Haschisch-Routen“, die über Städte wie Istanbul, Delhi oder Kathmandu führten. Hier versprach man sich Abenteuer und interessante Erfahrungen.

Das war die Zeit, in der viele Legenden geboren wurden. Es wird von fantastischen Haschischsorten berichtet, die so rein und potent gewesen sein sollen, dass kein heutiges Marijuana auch nur annähernd da mithalten könnte.

Anfangs kam das Haschisch vor allem aus Afghanistan. Dies ist neben dem Libanon und Türkestan eines der wenigen Länder, wo es schon lange einen lokalen Haschischmarkt gab. Der Konsum von Haschisch war hier früh gesellschaftlich etabliert. Aber auch der Libanon und Pakistan gehörten 1970 zu den wichtigsten Exportländern. Marokko war damals noch eher unbedeutend. Doch das änderte sich, als 1979 der Sowjetisch-Afghanistanische Krieg ausbrach. Dadurch wurde die Haschischproduktion massiv eingeschränkt. Um dennoch einen Teil der Nachfrage befrieden zu können, griffen die verbliebenen Hanfbauern auch in Afghanistan vermehrt zu der Siebtechnik.

Der Wegfall Afghanstians führte zu einer Verlagerung der Haschischproduktion. Anfangs waren es noch der Libanon und Pakistan, die den Hauptbedarf deckten. Doch im Laufe der Achtziger nahm der Marktanteil des marokkanischen Haschisch kontinuierlich zu, und wurde in den Neunzigern zum marktbeherrschenden Produkt. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass die Anbauflächen für Cannabis in Marokko begrenzt sind. Der gestiegene Bedarf mußte folglich aus der gleichen Menge Hanfpflanzen gedeckt werden. Also wurde die Zahl und Dauer der Siebungen erhöht, was unweigerlich zu einer Reduzierung der Qualität führte. Im Vergleich zu den alten Haschischsorten aus Nepal, Afghanistan oder Türkestan konnte das marokkanische nur selten mithalten. Doch immerhin war es in vergleichsweise großen Mengen vorhanden – anders als von den Kriegsschauplätzen Afghanistan und Libanon.

Die Gründe für diese Entwicklung sind vielschichtig und haben nicht zuletzt auch mit den vielen gewalttätigen Konflikten weltweit zu tun. Auch die Bemühungen der amerikanischen Behörden, Cannabis als Droge weltweit zu ächten und zu verbieten, haben ihren Teil dazu beigetragen. Dabei ist festzustellen, dass die immer intensiveren Bestrebungen, allen voran vom DEA, lediglich dazu geführten, dass an einigen Orten die Haschischproduktion eingestellt wurde. Dafür entstanden sie an anderen Stellen neu – und oft noch größer und professioneller.

Mitte der Achtziger Jahre bekam das Haschisch Konkurrenz aus der eigenen Familie. Denn das war die Zeit, in der die ersten (b)rauchbaren Cannabissorten auf den Markt kamen. Mit zunehmender Popularität von Sorten wie Skunk und Haze nahm das Interesse an Haschisch stetig ab. So gehört es heute zwar noch zum Pflichtprogramm jedes niederländischen Coffeeshops, doch achtzig Prozent ihres Umsatzes machen sie heute mit Marijuana.

Es ist sehr schwer, an die „guten, alten“ Haschischsorten zu gelangen. In den Coffeeshops bekommt man in erster Linie marokkanisches Haschisch verschiedener Qualitäten. Gelegentlich ist auch mal „Pakistani“ zu haben. Doch Sorten wie „Grüner Türke“ oder „Roter Libanese“ sind offenbar völlig verschwunden.

Dafür hat sich seit Mitte der Neunziger – passend zur Verbreitung des Indooranbaus – die Herstellung von „Skuff“ und „Waterhash“ durchgesetzt. Mit ein paar einfachen Hilfsmitteln war es fortan möglich, Schnittreste, die bei der Marijuanaproduktion anfallen, zu hochwertigem Haschisch zu verarbeiten. Damit konnte erstmalig das Haschisch auch dort hergestellt werden, wo es vorrangig konsumiert wird, in Europa. Durch die Verwendung des hoch gezüchteten Indoor-Gras und der sauberen „Waterhash“-Methode lassen sich nun Qualitäten erreichen, an die mit herkömmlichen Mitteln nur schwer heran zu kommen ist. Dabei gab es auch schon vor 30 Jahren starkes Haschisch, selbst aus dem heute für seine kommerziellem „Platten“ bekannten Marokko. Besonders Sorten wie „Zero Zero“, „Sputnik“ oder „Ketama Gold“ galten als hervorragende Qualitäten, die aber nicht in Massen verfügbar waren und schon damals ihren entsprechenden Preis hatten.

Im nächsten Teil unserer Serie zum Thema Haschisch werden wir uns die unterschiedlichen Herstellungsmethoden in den einzelnen Ländern genauer anschauen. Auch wenn sich die Methoden auf den ersten Blick sehr ähneln, weisen sie bei näherer Betrachtung doch markante Unterschiede auf. Das zeigt sich nicht zuletzt in den produzierten Haschischsorten, mit denen wir uns bei der Gelegenheit ausgiebiger beschäftigen werden.

Oliver Becker

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