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Eine kurze Geschichte des Haschisch

21.06.2013 09:53
von grow! Magazin
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extrakte

Es ist nach wie vor eines der beliebtesten und gleichzeitig auch eines der verteufeltsten Genußmittel.

Die Ursprünge dieses genußfähigen Hanfprodukts liegen leider im Dunkeln. Keiner weiß heute genau, wer eigentlich auf den Gedanken kam, das Harz der weiblichen Hanfblüten zu Klumpen zu kneten. Die früheste Aufzeichnung über die berauschende Wirkung des Hanfes findet sich in einem chinesischen Lehrbuch der Botanik aus dem Jahre 2737 vor Christi. Hier wird erwähnt, dass die Pflanze „den Geist für eine Zeit reisen läßt“, und es gibt auch eine Kombination der Schriftzeichen für „Hanf“ und „Hand“ die gemeinsam „reiben“ bedeuten – das alles läßt darauf schließen, dass den alten Chinesen die Produktionstechnik von Haschisch bereits bekannt war. Auch wenn nichts über den Konsum vermerkt ist, kann davon ausgegangen werden, dass zu jener Zeit noch keine völlig überflüssigen Produkte hergestellt wurden.

 

Als historisch gesichert gilt mittlerweile, dass auch die Skythen (Reiternomaden der Bronzezeit) Haschisch konsumierten, indem sie es auf heißen Steinplatten rösteten und den dabei entstehenden Rauch einatmeten. Und auch in diversen ägyptischen Mumien (z. B. Ramses der II.) sind die Spuren exzessiven Haschischkonsums nachgewiesen worden – erstaunlich war, dass diesen Werten zufolge die alten Pharaonen etwa dreimal soviel THC konsumiert haben wie heutige gewohnheitsmäßige „Dauerkiffer“. In Zentralasien dagegen haben die Karawanenführer früherer Zeiten angeblich bei aufkommenden Sandstürmen Haschischkügelchen an ihre Kamele verfüttert. Nur so konnten sie diese ruhigstellen, denn Kamele gehen bei Stürmen ganz gerne mal durch.

In der Antike war Haschisch dann auch in den europäischen Hochkulturen verbreitet – spätestens zur Zeit Alexander des Großen, denn da war es als wertvolles Exportgut in diversen Steuerlisten verzeichnet. Haschisch galt damals als eine Art Universalheilmittel. Der Leibarzt des Kaisers Nero meinte jedoch, dass zuviel Hasch die Potenz beeinträchtige. Damals wurde Hanf zur Haschischgewinnung zumeist in der heutigen Türkei, in Syrien oder im Libanon angebaut, es gab zwar auch „westliches“ Haschisch aus Südspanien und Marokko, doch dieses war viel billiger, was darauf schliessen läßt, dass es sich hierbei um Khif (auch „Kif“ geschrieben), also schwächeres Haschisch mit einem hohen Anteil an Pflanzenteilen handelte.

Ende des 3. Jahrhunderts galt Haschisch unter den Römern als Vergnügungsdroge, die jedoch weit hinter Opium rangierte. In römischen Apotheken konnte man ein Pfund Opium rezeptfrei für 150 Denare erwerben, ein Pfund bestes Haschisch war schon für 80 Denare zu haben. Es liegt nahe, dass in dieser Zeit auch damit begonnen wurde, Haschisch in Pfeifen zu rauchen – zumindest lassen überlieferte Abbildungen und Pfeifen darauf schließen. Über 1000 Jahre später berichtete ein gewisser Marco Polo davon, dass Haschisch bei den Initiationsriten der jugendlichen Hashashin wie selbstverständlich zum Einsatz kam.

Was die deutsche Frühgeschichte betrifft, so gibt es noch keine wirklich gesicherten Erkenntnisse über den Gebrauch von Haschisch. Seine Existenz wurde zwar durch eine Ausgrabung in Dürnberg (bei Hallein) nachgewiesen, doch fanden sich Reste des Genußmittels nur bei schwangeren bzw. bei der Geburt verstorbenen Frauen. Es gibt dazu nur vage Theorien, etwa dass Haschisch als Medikament bei der Geburt eingesetzt wurde oder dass es eine Reinkarnation Verstorbener verhindern sollte. Dennoch steht zweifellos fest, dass Haschisch auch in unseren Breiten – warum auch immer – konsumiert wurde, was bis in die jüngste Vergangenheit reicht. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts ist Haschisch ein akzeptiertes und legales „Berauschungs-mittel“, und so kann man dazu im Brockhaus Konversations-Lexikon (Leipzig, 1908) nachlesen:

„Haschisch, ein aus dem indischen Hanf gewonnenes Berauschungs-mittel, dass in Indien und im Orient auf verschiedene Weise hergestellt wird; man formt z. B. das gepulverte Kraut mit Gummi oder Zucker zu festen Massen von grünlicher Farbe oder man bereitet ein Auskochen des indischen Hanfs mit Honig oder Butter unter Zusatz verschiedener Gewürze extraktartige Massen.“

Offensichtlich gab es in der deutschen Geschichte bis dato keinerlei Berührungsängste mit dem psychoaktiven Hanfprodukt. Das sollte sich im 20. Jahrhundert drastisch ändern. Ende der zwanziger Jahre wurde Haschisch auf Drängen der USA auch in Deutschland geächtet. Das blieb auch nach dem 2. Weltkrieg so, selbst in der DDR, die rein theoretisch ja durchaus einen USA-unabhängigen drogenpolitischen Kurs hätte verfolgen können. Doch Meyers Neues Lexikon (Leipzig, 1962) schreibt: „Haschisch, (<arab., „Kraut“): Harz einer vor allem im Nahen Osten angebauten Hanfsorte; in Mexiko als Marihuana bezeichnet; als Rauschgift verwendet und zwar vorwiegend durch Rauchen inhaliert. Die Sucht führt zu einem weitgehenden Verfall der Persönlichkeit.“ Da die Behauptung, Haschisch würde in Mexiko als Marihuana bezeichnet, einfach nur falsch ist (denn Marihuana ist ein mexikanisches Wort für Hanf und damit auch für rauchbare Blütenstände, das erst später von den USA als Drogenbegriff für „Rauschhanf“ instrumentalisiert wurde) kann man ruhig davon ausgehen, dass auch der Rest nicht so ganz richtig ist. Denn ob dieses „Rauschgift“ tatsächlich zwangsläufig „zu einem weitgehenden Verfall der Persönlichkeit“ führt, kann durchaus angezweifelt werden.

Und heute? Schlagen wir doch mal das „Große Lexikon in Farbe“ (München, 1993) auf: „Haschisch, Hasch, ein Rauschmittel aus dem Harz des indischen Hanfs; wird geraucht; erzeugt keine Sucht im medizinischen Sinne, führt jedoch zu psychischer Abhängigkeit.“ Das klingt doch schon besser. Denn dass die Gefahr einer psychischen Abhängigkeit bei häufigem Haschischkonsum besteht, wird ja nicht mal von den überzeugtesten Hanfaktivisten geleugnet. Dennoch wird diese Gefahr durch unsere politischen Führer gerne übertrieben dargestellt.

Wir halten uns da lieber an Fakten, wenn wir Herkunft, Herstellung und die verschiedenen Sorten von heutigem Haschisch betrachten:

70% des europäischen Haschischs kommt aus Marokko, wo Hanf vor allem im Rif-Gebirge im Norden des Landes auf einer Fläche von ca. 250.000 Hektar angebaut wird. Marokko exportiert etwa 3.000 Tonnen Haschisch pro Jahr. Damit bestreiten schätzungsweise 200.000 Bauern mit ihren Familien, also insgesamt etwa eine Million Marokkaner ihren Lebensunterhalt. Die restlichen 30% kommen aus Afghanistan, Libanon, der Türkei und zunehmend auch aus dem westlichen Europa, wo man sich solcher Geräte wie dem Handhashmaker, dem Bubble-Bag oder dem Polinator bedient. In den meisten Ursprungsländern ist die Haschisch-Herstellung jedoch nach wie vor Handarbeit. So entsteht eine gewisse Vielfalt an Sorten.

Oft ist die Farbe des Haschischs ein Indiz für seine Herkunft. Fangen wir mit dem schwarzen Afghanen an. Der Name sagt ja eigentlich schon alles. Diese Sorte wird durch Abreiben des Blütenharzes mit den Händen gewonnen. Der gewonnene Stoff ist zunächst grünlich, wird dann durch langes Kneten aber immer dunkler und schließlich fast ganz schwarz. Wenn solcher Stoff nach Deutschland gelangt, wird er vor dem Genuß von seinen neuen Besitzern meist erneut lange und mit Hingabe geknetet. Doch obwohl THC auch über die Haut aufgenommen werden kann, so geschieht dies nicht in psychoaktiven Mengen.

Auch der „rote Libanese“ spricht für sich. Die Pflanzen dieser Sorte werden so lange auf dem Feld stehen gelassen, bis die Harzdrüsen voll ausgereift sind und eine goldrote Farbe angenommen haben. Dann werden die Pflanzen geerntet, indem sie direkt über dem Boden abgeschnitten werden. Danach werden die Blütenstände in Kisten abgeklopft. Dabei brechen die reifen Harzdrüsen ab, fallen in die Kisten und werden zu sogenannten „Pucks“ gepreßt.

„Grüner“ kommt vorrangig aus der Türkei und ist in Deutschland kaum zu haben. Er wird ähnlich wie der „Rote“ hergestellt, nur dass die Pflanzen viel früher geerntet werden und das Schütteln oder Klopfen in mehreren Durchgängen erfolgt, wodurch verschiedene Qualitätsstufen von „Zero-Zero“ bis Standard zustande kommen.

„Temple Balls“ oder „Nepalese“ sind dunkelbraun bis schwarz, kommen aus dem hochgelegenen Nepal und werden dort nach der afghanischen Methode produziert und zu Kugeln verschiedener Größen geformt. Die Qualität ist (Dank der „Kraft der Berge“) sehr gut, kann Nepal doch auf eine lange Tradition der legalen Haschisch-Herstellung zurückblicken. Seit 1973 ist der Haschisch-Handel in Nepal offiziell verboten. Die USA haben in dieses Verbot riesige Summen investiert. Und doch rauchen die Einheimischen nach wie vor gerne mal ein Tschillum (auch „Chillum“ o.ä. geschrieben), was nach den Gesetzen des Landes nur für Ausländer verboten ist.

„Charas“ (auch „Charras“, „Churrus“ o.ä. geschrieben) ist ursprünglich das persische Wort für in Säcke gepreßten Hanfblütenstaub. Dieses Wort wanderte nach Indien, wo es die Bedeutung „Cannabis-Herz“ erhielt, womit nichts anderes als Haschisch gemeint war. Daher wird es mittlerweile auch als Bezeichnung für indisches Haschisch benutzt. Doch davon gab es früher gar nicht so viel. Daher importierte Indien zum Anfang des 20. Jahrhunderts ganz offiziell ca. 80.000 kg Haschisch, vornehmlich aus Nepal und China. Mittlerweile wird auch in Indien wieder Haschisch produziert, das jedoch gerade mal den Eigenbedarf deckt.

 

Der eher bräunliche „Marokkaner“ wird mit Hilfe von Sieben verschiedener Maschenweite hergestellt. Die geernteten Pflanzen werden darüber abgerieben oder ausgeklopft. Das so gewonnene Haschisch-Pulver wird Skuff genannt und meist zu Haschisch gepreßt. Nur leicht gepreßtes Skuff wird auch Polm, Pollum oder Pollen genannt, obwohl es gar keine (männlichen) Blütenpollen enthält. Wäre ja auch Quatsch. Männliche Pollen sind schließlich völlig THC-frei.

Die im westlichen Europa hergestellte „Europlatte“ ist mittelbraun bis grünlich und wird wie das marokkanische Haschisch mit Hilfe verschiedener Siebe gewonnen. Doch dann wird es stark gestreckt – das wird mit Sand, Staub, Fett, unpotente Pflanzenteile, Damiana oder (seltener) Henna bzw. Zahnpasta gemacht. Daher wirkt dieses Zeug nicht besonders und kann bei übermäßigem Konsum sogar Kopfschmerzen verursachen…

Doch welcher Haschisch-Freund steht schon auf „Europlatte“? Möglicherweise in der allergrößten Not, wenn gerade nichts Anderes zu haben ist. Als Kiffer freut man sich viel eher über Hasch aus Afghanistan, Libanon oder Marokko. Dabei vergessen wir manchmal, wieviel Mühe dieses Produkt macht – für ein Kilo werden 150 bis 200 Arbeitsstunden benötigt. Auch wenn z. B. in Marokko etwa eine Million Menschen von der Haschproduktion leben, heißt das ja nicht, dass sie supergut davon leben. Ganz im Gegenteil: Überall, wo Haschisch hergestellt wird, läuft es nach dem selben marktwirtschaftlichen Prinzip. Die Gewinnmaximierung erfordert möglichst geringe Lohnkosten, und so kriegen die eigentlichen Produzenten oft nur 10 bis 20 Euro für ihr mühsam erarbeitetes Kilo. Dafür verdienen sich einige wenige Zwischenhändler eine goldene Nase und so ist es traurige Wahrheit, dass die Grundlage eigentlich aller illegalen Drogenproduktionen die erbarmungslose Ausbeutung der Ärmsten in Ländern der sogenannten Dritten Welt ist.

Auf der anderen Seite ermöglicht das Haschisch diesen Menschen jedoch überhaupt erst, für ihren Lebensunterhalt sorgen zu können. Und es ist ganz erstaunlich, mit wie wenig manche Menschen schon zufrieden sind. Dagegen wollen wir (westliche Bleichgesichter) ja immer mehr. Auch wenn wir schon viel zu viel besitzen. Das scheint eine zerstörerische kulturelle Eigenart zu sein, denn diese Gier war der Grund für eine lange Reihe von Kriegen. Auch was unsere Drogenkonsumgewohnheiten betrifft, neigen wir gerne zum Extrem. Oder wie es „Joint Venture“ in einem ihrer Lieder so trefflich formulierten: „Ich hab’s nicht gern mit Maß – mit Maß macht keinen Spaß“.

Vielleicht sollten wir den folgenden Vers aus dem „Buch der schönen Mahsati“ (12. Jh.n.C.) wie eine historische „Safer-Use“ Regel lesen:

„Ißt du Haschisch, wird dein Verstand nicht vermehrt,
ißt du es nicht, wird die Welt auch nicht besser.
Ißt du wenig, wird Trauer in Lachen verkehrt,
aber zuviel wird ein glühendes Messer.
Ein jeder, der Haschisch zum Sklaven verfällt,
wird ein lebender Toter, vom Schlafe gefällt.
Während ein Korn den Verstand dir erweitert,
ist der Maßlose an seiner Dummheit zerschellt.“

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