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Alles über Meskalin-Kakteen

08.04.2019 13:19
von grow! Magazin
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Basiswissen
Peyote
Peyote

Unter Meskalin-Kakteen versteht man Kaktusarten, die den psychedelischen Wirkstoff Meskalin produzieren und enthalten. Bekannt sind durch mannigfaltige ethnografische Arbeiten die Meskalin-Kakteen Peyote und San Pedro, die beide als Rausch- und Ritualgewächse, aber auch als Heilpflanzen weltweite Bekanntheit erlangt haben. Es gibt neben diesen beiden bekannten Vertretern aber noch eine ganze Reihe anderer Kaktusgewächse, die Meskalin beherbergen.

Welche Kakteen enthalten Meskalin?

Es sind bis dato 16 Kakteen-Gattungen bekannt, die Arten mit Meskalinvorkommen umfassen. Wir geben im Folgenden eine Übersicht, in der die Pflanzen mit ihren aktuellen wissenschaftlichen Bezeichnungen aufgelistet werden. Einige Kakteen wurden bis vor einiger Zeit anders bezeichnet. Bei diesen Arten haben wir die alten Namen mit angegeben, weil bis heute viele Kakteen unter den bislang geläufigen Bezeichnungen verkauft und auch in botanischen Gärten noch häufig so geführt werden. Mit dieser Übersicht hat man in jedem Fall ein wertvolles Werkzeug an der Hand.

Die Meskalin-Kakteen auf einen Blick

Aztekium ritteri
Cereus jamacaru
Echinopsis lageniformis
Echinopsis peruviana
Echinopsis pachanoi
Echinopsis cuzcoensis
Echinopsis deserticola
Echinopsis macrogona
Echinopsis spachiana
Echinopsis strigosa
Echinopsis tacaquirensis subsp. taquimbalensis
Echinopsis terscheckii
Echinopsis valida
Echinopsis werdermanniana
Eriosyce islayensis
Gymnocalycium calochlorum
Gymnocalycium comarapense
Gymnocalycium gibbosum
Gymnocalycium horridispinum
Gymnocalycium netrelianum
Gymnocalycium riograndense
Gymnocalycium striglianum
Gymnocalycium uebelmannianum
Gymnocalycium valnicekianum
Gymnocalycium vatteri
Lophophora williamsii
Lophophora diffusa
Myrtillocactus geometrizans
Opuntia acanthocarpa
Opuntia cylindria
Opuntia basilaris
Opuntia echinocarpa
Opuntia ficus-indica
Opuntia imbricata
Opuntia spinosior
Pachycereus gaumeri
Pelecyphora aselliformis
Pereskia corrugata
Pereskia tampicana
Pereskiopsis scandens
Polaskia chende
Stenocereus beneckei
Stenocereus eruca
Stenocereus stellatus
Stenocereus treleasei
Stetsonia coryne
Turbinicarpus lophophoroides
Turbinicarpus pseudomacrochele
Turbinicarpus pseudopectinatus
Turbinicarpus schmiedickeanus

Kakteen, die möglicherweise Meskalin enthalten

Matucana madisoniorum ist eine weitere Kaktusart, die möglicherweise Meskalin enthält, bislang aber noch nicht chemisch untersucht worden ist. Wir können davon ausgehen, dass es bei weitem mehr Kakteen sind, die den Wirkstoff Meskalin enthalten. Es ist nur eine Frage der Zeit und der Forschung, bis weitere Vertreter entdeckt werden.

Peyote

Peyote, auch Peyotl, Pellote, Híkuli, Hikuri, Mescalito, Schnapskopf und Rauschgiftkaktus genannt, wird in der Neuen Welt seit vorgeschichtlicher Zeit rituell verwendet, zumeist in Kreisritualen, den so genannten Peyote meetings. Die ältesten Funde von Peyote-Buttons stammen aus Texas und sind etwa 6000 Jahre alt. Lophophora kommt von Texas bis Mexiko vor und ist bis heute heiliges Sakrament mancher Stämme und Glaubensgemeinschaften, zum Beispiel der Huichol und der Native American Church. Die kulturelle Bedeutung dieser Kaktee kann gar nicht überschätzt werden. Den indigenen Völkern diente und dient das Peyote-Sakrament als universeller Heilsbringer. Der Kaktus gilt als Heilmittel, Rauschpflanze, Schamanengewächs, Pflanzenlehrer, kultureller Schrittmacher und vieles mehr.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Peyote-Kaktus botanisch erfasst, Arthur Heffter und Louis Lewin sorgten für die chemische und psychonautische Analyse. Der Peyote ist das am besten erforschte ethnobotanische Ritualgewächs, das wir kennen. Über keine andere Pflanze mit visionären Eigenschaften sind derartig viele Berichte verfasst worden wie über Lophophora williamsii und die verwandten Arten. Peyote enthält annähernd 60 verschiedene Alkaloide, nämlich Beta-Phenethylamine. Das wichtigste davon ist das entheogene, psychedelisch wirksame 3,4,5-Trimethoxy-Beta-Phenethylamin, besser bekannt unter seinem Namen Meskalin.

San Pedro

Der San Pedro (auch Símora, Aguacolla, Kachum usw.) ist wie Peyote ein entheogenes Sakrament, stammt allerdings aus Peru. Heute ist er als Kultivar in großen Teilen des Andengebiets zu finden. Anders als Lophophora, der zu den Kugelkakteen zählt, ist San Pedro ein Säulenkaktus. Die Pflanze heißt nach einer taxonomischen Revision botanisch Echinopsis pachanoi, wurde aber früher Trichocereus pachanoi genannt. Sie wird bis heute häufig so bezeichnet. Ein verwandter Kaktus, ebenfalls aus Peru, Echinopsis peruviana (Trichocereus peruvianus, Peruvian Torch), wird auch San Pedro genannt (wie auch Trichocereus brigdesii u.a.) und gehört genauso zu den Meskalin-Kakteen. San Pedro enthält unter anderem mehrere Beta-Phenethylamine, darunter auch hohe Mengen an Meskalin. Die Wirkstoffkonzentrationen schwanken jedoch von Pflanze zu Pflanze sehr. Am potentesten sind jüngere Exemplare, nicht jedoch ganz junge. Verholzende San Pedros enthalten weniger Meskalin als frischgrüne, jüngere. Echinopsis peruviana ist wesentlich potenter als Echinopsis pachanoi. Über San Pedro ist deutlich weniger berichtet worden als zum Beispiel über Peyote. Das könnte daran liegen, dass die missionseifrigen Konquistadores den Kaktus als Ritualgewächs einfach übersehen haben. San Pedro ist in der Hauptsache ein Entheogen, das für rituelle Zwecke verwendet wird. Als Ethnomedizin hat der Kaktus keine besondere Bedeutung erlangt, jedenfalls keine solch immense wie Peyote. San Pedro wird gelegentlich als Tonikum und Liebesmittel gebraucht.

Und was ist mit dem Donãna-Kaktus?

Eine Kaktusart, die häufig im Zusammenhang mit Peyote und San Pedro genannt wird, ist der Donãna- oder Dona-Ana-Kaktus Coryphantha macromeris. Er wird Mulato genannt, gehört ebenfalls zu den indigenen heiligen Pflanzen und wird zu entheogenen Zwecken genutzt. Er enthält kein Meskalin, sondern Macromerin und andere (psychoaktive) Phenylethylamine. Macromerin ruft ähnliche Wirkungen hervor wie Meskalin, nur deutlich schwächer.

Andere psychoaktive Kakteen

Es gibt viele verschiedene psychoaktive Kakteen. Aus über 70 Gattungen sind zurzeit etwa 300 Kaktusgewächse bekannt, die geistbewegende Wirkstoffe beinhalten. Und das muss nicht immer unbedingt Meskalin sein. Es existiert eine Vielzahl weiterer psychoaktiver Verbindungen, die in den Kakteen nachweisbar sind oder deren Nachweis noch aussteht. Zu einem Großteil sind die Inhaltsstoffe der Gewächse nämlich noch gar nicht erforscht.

Wir kennen durch ethnobotanische Forschungsarbeit zum Beispiel Epithelantha micromeris und dessen Früchte, die Chilitos, die von Indianern samt dem psychoaktiven Minikaktus zu Dopingzwecken eingenommen werden, weil sie als Stimulanzien wirken. Weiter oben haben wir den Donãna-Kaktus Coryphantha macromeris besprochen. Einige Kakteen enthalten Koffein, zum Beispiel Harrissia adscendens, Leocereus bahiensis und Cereus jamacaru (enthält auch Meskalin). Weitere recht bekannte psychoaktive Kakteen sind die Ariocarpus-Spezies mit ihren zahlreichen Phenethylaminen, die als „verrücktmachende Drogen“ gelten, die Bischofsmützen, deren Wirkprinzipien noch unbekannt sind, die Opuntien, die vielerlei Inhaltsstoffe beherbergen, und so weiter. Echinocereus triglochidiatus soll nach einer Analyse sogar das potente Psychedelikum 5-MeO-DMT enthalten – dies darf aber gut und gerne angezweifelt werden, denn das Vorkommen dieses Tryptamins wurde nie verifiziert. Viele Kakteen können zudem zu heilkundlichen Zwecken genutzt werden, eine gute Anzahl an Kaktusgewächsen ist essbar. Kakteen sind vielseitige ethnobotanische Pflanzen.

Falscher Peyote?

Unter dem Namen Falscher Peyote werden nicht etwa Fälschungen des Kaktus verkauft. Falscher Peyote ist eine indigene Bezeichnung für Pflanzen, die ähnlich wie Peyote wirken und/oder genutzt werden. Diese müssen allerdings gar kein Meskalin enthalten, sondern können durchaus auch andere Stoffe beherbergen. So beispielsweise viele Arten der Kakteengattungen Mammillaria, Ariocarpus, Obregonia, Aztekium, Pelecyphora und Turbinicarpus, aber auch nicht-kaktoide Pflanzen, zum Beispiel eine Tillandsien-Art, diverse Kreuzkraut-Arten und viele mehr.

Durch den Dschungel der Namen

Es ist nicht immer leicht mit der botanischen Namensgebung. Das ist im Allgemeinen so, aber insbesondere mit den Kakteen ist es ein rechtes Hin- und Her. Das liegt unter anderem daran, dass es kein verbindlich anerkanntes System gibt, sondern sozusagen jeder sein eigenes Süppchen kocht. Hörten San Pedro und seine Verwandten bis vor einiger Zeit noch auf den Gattungsnamen Trichocereus, hat man sie heute zur Gattung Echinopsis gestellt (was viele Botaniker aber nicht akzeptieren). Früher gruppierte man sie gar zur Gattung Cereus. Und schon geht die Verwirrung los: Die meskalinhaltigen Pterocereen sind plötzlich als Stenocereus verfügbar, und die ebenfalls psychoaktive Vertreter beherbergende Gattung Dolichothele ist komplett in der Gattung Mammillaria aufgegangen. Weitere Beispiele könnten beliebig angefügt werden.

Der Forscher und Anwender steht dann vor einem Problem. Was zum Beispiel, wenn er die alte, lang gängige Nomenklatur im Kopf hat, aber der Handel bereits mit der neuen arbeitet? Was, wenn die Sachlage umgekehrt ist? Ohne brandneuen Kakteenführer oder die genaue Kenntnis der aktuellen Situation ist man häufig aufgeschmissen. Aber es geht noch komplizierter. Denn auch, wenn es um die Artenvielfalt einer Gattung geht, herrscht Uneinigkeit: So beispielsweise mit der Gattung Lophophora (Peyote). Einige behaupten, es gebe lediglich die Art Lophophora williamsii mit den Varietäten lutea und williamsii, andere sind der Ansicht, es gebe neben der williamsii zumindest die Spezies Lophophora fricii, Lophophora diffusa und Lophophora jourdiana. Wie auch immer die Botanik der Pflanzen am sinnvollsten unterteilt wird – sämtliche Lophophora-Arten bzw. -Varietäten enthalten Meskalin und andere Phenethylamine.

Psychedelische Chemie: Das Phenethylamin Meskalin

Meskalin (3,4,5-Trimethoxyphenethylamin) gehört zur chemischen Stoffklasse der Beta-Phenethylamine und damit in eine Gruppe mit Amphetamin, Methamphetamin, MDMA, 2C-B, Adrenalin und Verwandten. Meskalin wird in der ethnopharmakologischen Literatur zu den Lophophora-Alkaloiden gezählt. Das Molekül unterscheidet sich chemisch deutlich von den Tryptamin-Entheogenen, wie LSD-25, DMT, Psilocybin usw. Allerdings ist Meskalin vom Wirkprofil her mit diesen Stoffen verwandt. Es wirkt ähnlich visionär und psychedelisch, allerdings eher auf einer emotional-entheogenen Ebene.

Meskalin war der erste Pflanzenwirkstoff, der von einem Pharmakologen im Selbstversuch getestet worden war. Arthur Heffter aus Leipzig bzw. Berlin probierte Ende des 19. Jahrhunderts eine Dosis von 150 Milligramm Meskalin-Hydrochlorids. Seit dem wird der Bioassay, der Selbstversuch einer wirkenden Substanz, „Heffter-Technik“ genannt. Meskalin war außerdem das erste Entheogen, das im Rahmen der psychiatrischen Therapie getestet worden war. Damals war man der Ansicht, mit den Wirkungen des Stoffs eine Modellpsychose imitieren zu können, um das Bewusstsein von „Geisteskranken“ (Schizophrenen und Psychotikern) verstehen zu lernen. Inzwischen weiß die Wissenschaft aber, dass Psychosen und psychedelische Erlebnisse nur einen sehr kleinen gemeinsamen Nenner haben. In manchen Meskalin-Kakteen liegen außerdem neben weiteren Substanzen diverse Nebenalkaloide des Meskalins vor, zum Beispiel Mescalin-Citrimid, N-Acetylmescalin, N-Methylmescalin und N-Formylmescalin. Diese sind jedoch als Psychedelika nicht von direkter Bedeutung.

Zubereitung und Handhabung

Um Meskalin-Kakteen zubereiten zu können, ist es von Essenz, die Wirkstoffkonzentration der jeweils zu verarbeitenden Pflanze zu kennen. Ist das nicht der Fall, muss von wissenschaftlichen Durchschnittswerten ausgegangen werden und mit einer niedrigen Dosierung Pflanzenmaterials begonnen werden, um sich schrittweise an die korrekte Dosis heranzuarbeiten. Meskalin-Kakteen werden recht einfach zubereitet. In aller Regel empfiehlt sich die Zubereitung von getrocknetem Kaktusfleisch, obgleich auch das frische ausgekocht und eingedickt werden kann. Kakteen, die sich leicht entdornen lassen oder dornenlos sind, können aber auch frisch gegessen werden, zum Beispiel Peyote. Einfach abschneiden, reinbeißen, kauen, runterschlucken. Wenn man denn den üblen Geschmack toleriert, ohne einen Würgereiz auszuprägen. Wir gehen von Trockenmaterial aus, da es mehr Wirkstoff enthält und einfacher zu handhaben ist. Es bieten sich verschiedene Möglichkeiten. Generell gilt: Ein zum Verzehr vorgesehener Kaktus sollte entdornt und möglichst an der Sonne bzw. Luft getrocknet werden. Schnelle Trocknungsvorgänge im Ofen oder auf der Heizung gehen mit einer ordentlichen Einbuße an Wirkstoff einher. Große Exemplare, zum Beispiel massige Säulenkakteen, wie San Pedro, sollten geschält werden. In bzw. direkt unter der Rinde der Pflanze befindet sich normalerweise eine hohe Konzentration an Meskalin. Deshalb sollte die Haut der Pflanze ebenfalls getrocknet werden. Dann werden die Kaktuskörper in Stückchen geschnitten. In Scheiben, Buttons oder Streifen, bei Säulenkakteen mit und ohne Kern, je nach dem, was sich empfiehlt, und je nach Präferenz (es können verschiedene Methoden zur Anwendung kommen). In diesem Zustand lässt sich das Kakteenfleisch gut auskochen oder auch trocknen. Nach der Trocknung wird das Material zerkleinert, im Idealfall zu einem Pulver verarbeitet. Je feiner das Pulver schließlich ist, desto besser wird das enthaltene Meskalin später vom Körper aufgenommen. Dieses Pulver ist bereits das Endprodukt. Es kann in Getränke oder Essen gegeben oder pur runtergewürgt werden. Aber Vorsicht! Kakteenpulver schmeckt fürchterlich bitter und übel. Manche Psychonauten füllen sich 1-Gramm-Kapseln mit Kakteenpulver. Das ist eine gute Idee, weil so der Geschmack nicht stört und gleichzeitig gut dosiert werden kann. Die schrittweise Einnahme der Gesamtdosis Kaktus oder Meskalin über einen Zeitraum von einer bis zwei Stunden verhindert dabei auch meist ein Aufkommen von Übelkeit (das gilt auch für reines Meskalin).

Eine weitere Art der Zubereitung ist das Auskochen des Pflanzenmaterials in Wasser. Ein Schuss einer Säure verbessert den Extraktionsprozess. Der Absud wird ein- bis mehrmals eingedickt und schließlich zu einer Art Meskalin-Sirup verdichtet.

Dosierung der Meskalin-Kakteen

Meskalin an sich wirkt in oralen Dosierungen von 5 Milligramm pro Kilo Körpergewicht als Psychedelikum. Das wäre für einen 70 Kilo schweren Mann eine Dosis von 350 Milligramm reinen Meskalins. Zwar wird Meskalin in extrem hohen Dosierungen zum Giftstoff. Es ist aber bis heute kein durch den Kakteenwirkstoff bekannter Todesfall bekannt geworden. Auch sind im Experiment von Psychonauten sogar sehr hohe Dosierungen von bis zu 1,5 Gramm überlebt worden. Dennoch ist die Einnahme solch großer Mengen in jedem Fall unratsam und gefährlich. Wir gehen in unserem Fall von einer Dosierung der Meskalin-Kakteen aus, nicht vom reinen Wirkstoff. Schauen wir uns zunächst die bekannten an.

Peyote wird in Dosen von 4 bis 35 Buttons eingenommen. Das variiert und hängt vom Wirkstoffgehalt, der Buttongröße und auch vom angestrebten Zweck ab. Allgemein kann festgehalten werden, dass etwa 15 bis 20 Gramm Trockenmasse Peyote einer Dosis entsprechen, die irgendwo zwischen 200 und 600 Milligramm Meskalin liegt. Damit kann eine psychedelische Erfahrung gemacht werden.

San Pedro wird traditionell nach Größe dosiert. Zwar gelten auch hier die Richtwerte, so entsprechen etwa 30 bis 35 Gramm der Trockenmasse einer psychedelischen Erfahrung, je nach Wirkstoffgehalt. Traditionell wird jedoch ein etwa 25 Zentimeter langes und 5 bis 10 Zentimeter breites Stück pro Person und Erfahrung verwendet. Aber Achtung! Es gibt verschiedene San-Pedro-Kakteen! Neben Echinopsis (Trichocereus) pachanoi und weiteren Spezies ist dies vor allem Echinopsis peruviana (Trichocereus peruvianus), und der ist zumeist deutlich potenter als der pachanoi! Dosierungsangaben fehlen zwar für den Asselkaktus Pelecyphora aseliformis. Jedoch ist bekannt, dass dieser Kaktus entdornt, geschält und frisch gegessen wird und dem Peyote recht ähnlich sein soll, allerdings um einiges schwächer. Pelecyphora aseliformis enthält kleine Mengen Meskalins. Werfen wir einen Blick auf jene Kakteen, die besonders hohe Meskalinvorkommen aufweisen.

Kakteen mit hohem Meskalingehalt

ART VORKOMMEN WIRKSTOFF (TROCKEN)

Echinopsis lageniformis Bolivien, Peru bis etwa 1 %

Echinopsis pachanoi Peru etwa 2 %

Echinopsis peruviana Peru etwa 6-20 % (!)

Echinopsis terscheckii Argentinien, Peru bis etwa 1 %

Lophophora, alle Arten Mexiko bis etwa 4 %

Opuntia cylindrica Chile bis etwa 0,9 %

Merke: Frisches Kakteenmaterial enthält deutlich weniger Meskalin als getrocknetes.

Halten wir also fest, dass es sich bei einer Meskalindosierung von 200 bis 600 Milligramm pro Sitzung und Person um eine mittlere bis stark psychedelische handelt. Beherzigt man diese Faustregel und weiß dann noch annähernd, wie potent das vorliegende Material ist, dann steht einer korrekten Dosierung nichts mehr im Wege. Ansonsten gilt: Vorsichtig rantasten. Weniger ist mehr!

So wirken Meskalin-Kakteen

Der hauptwirksame Inhaltsstoff aller Meskalin-Kakteen ist das Meskalin selbst. Deshalb ist es auch die Meskalinerfahrung, die man nach dem Genuss von solchen Kakteen erwartet. Allerdings vermag der reine, synthetisch hergestellte Wirkstoff keine so abgerundete Erfahrung hervorzurufen wie der Wirkstoffmix aus den Kakteengewächsen. Sprich: Das Erlebnis ist ein anderes. Es gibt einen gemeinsamen Nenner, aber die Erfahrung in ihrer Ganzheit ist eine vollendetere, wenn sie von Kakteen verursacht wird.

Die Wirkung von Meskalin-Kakteen beginnt etwa 30 bis 120 Minuten nach Einnahme des Materials. Anfänglich, also zu Beginn der Wirkung von Meskalin-Kakteen, berichten viele Psychonauten über eine heftige Übelkeit, die sich nicht selten bis in Brechorgien ausweitet. In indianischem Sinne reinigt der Proband damit seinen Körper – und er zieht den Kater des nachfolgenden Tages gewissermaßen vor. Damit kann er völlig rein seine visionäre Reise beginnen. Die für Meskalin und Meskalin-Kakteen typische anfängliche Übelkeit kann umgangen werden, indem die Dosis in kleineren Portionen und über einen Zeitraum von 60 bis 120 Minuten appliziert wird, z.B. in 50-mg-Schritten.

Je nach Dosierung wird der Psychonaut eine Reise ins Innere seiner selbst, eine Reise durchs Weltall, eine Reise zu den Göttern erleben. Meskalin ruft in der korrekten Dosierung ebenso farbige Pseudohalluzinationen hervor wie die klassischen Tryptamin-Entheogene. Jedoch ist die ganze Erfahrung eher von gefühlsmäßiger Prägung durchdrungen. Das Erleben gleicht für manche eher einer traumartigen Ebene. Das sind jedoch Nuancierungen, wie sie nur der erfahrene Psychonaut vornehmen kann.

Die Wirkungen des Meskalinkaktus’ halten, je nach Art und Exemplar, zwischen 4 und 9 Stunden an, bevor sie ganz abgeklungen sind.

Generell kann gesagt werden, dass Meskalin in etwa wirkt wie Psilocybin und LSD-25. In geringeren Dosierungen, etwa von 50 bis 150 Milligramm Meskalin, wirken Meskalin-Kakteen stimulierend, antriebssteigernd, gar leistungsfördernd und etwas in Richtung MDMA. Hier tritt eine gewisse Analogie des Meskalin mit den Amphetaminderivaten, die ja chemisch nah verwandt sind, zu Tage.

Darüber hinaus gelten viele Meskalin-Kakteen in der indigenen Volksmedizin als Heilpflanzen, die diverse medizinische Qualitäten haben und zum Beispiel bei Fieber, Schmerzen und Vergiftungen.

Gefahren und Risiken?

Im Umgang mit Meskalin-Kakteen kann im Grunde nicht viel passieren. Schlimmstenfalls sticht man sich mit einem Dorn oder wird von der Polizei erwischt. Vom Umgang mit den Kakteen gehen an sich nicht viele bedeutende Gefahren aus. Lediglich drei.

Meskalin-Überdosierung

Es ist literarisch beschrieben, dass starke Überdosierungen Meskalin zu einer Atemlähmung führen können. Praktisch ist ein solcher Fall jedoch noch niemals dokumentiert worden. Die tödliche Dosis für die Maus liegt bei 880 Milligramm pro Kilogramm/Körpergewicht. Übertragen auf den Menschen hieße das, dass ein Erwachsener theoretisch annähernd 70 Gramm Meskalin zu sich nehmen müsste, um tot umzufallen.

Verwechslung mit anderen Pflanzen

Meskalin-Kakteen können von unerfahrenen Psychonauten mit Pflanzen aus der Wolfsmilchfamilie verwechselt werden. Gerade Peyote ist schnell zum Beispiel mit der giftigen Euphorbia obesa zu verwechseln – die sollte man nicht essen, da hört der Spaß dann auf. Deshalb gilt: Erfahrung, Wissen und Kenntnis der Sachlage sind die besten Bodyguards.

Psychose / Bad Trip

Wie alle Psychedelika kann selbstverständlich auch Meskalin eine latent vorhandene Psychose aktivieren oder aber auf einen Bad Trip führen. Im Fall der plötzlich auftretenden Psychose wird der Notarzt ein Benzodiazepin oder etwas ähnliches verabreichen, Valium, Dormicum oder Tavor etwa. Diese Medikamente schwächen einen psychedelischen Trip in der Regel innerhalb von Minuten ab. Beim Bad Trip sollte der User beruhigt, mit Wasser und Frischluft versorgt und von Freunden liebevoll umsorgt werden.

Wie steht’s mit der Gesetzeslage?

Meskalin als Molekül ist praktisch weltweit eine illegalisierte Substanz. Für die Meskalin enthaltenden Kakteen gelten jedoch von Land zu Land unterschiedliche Regelungen. In der Schweiz fallen beispielsweise Lophophora williamsii (Peyote) und Echninopsis pachanoi (San Pedro) seit 2002 unters Betäubungsmittelgesetz, in Deutschland hingegen werden Meskalin-Kakteen nur dann als Betäubungsmittel ohne medizinischen oder sonstigen Nutzen gewertet, wenn die Pflanzen „als Betäubungsmittel missbräuchlich verwendet werden sollen“, wie der Gesetzestext im Wortlaut sagt. Deshalb dürfen Kakteen jeder Art, auch Meskalin-Kakteen, sowohl erworben, verkauft, weitergegeben, besessen und angebaut werden – solange die Pflanzen nicht offensichtlich zum Konsum vorgesehen sind. Nur deshalb kann man bis heute in Deutschland in der Gärtnerei Peyote und San Pedro erwerben. In Holland sind die Meskalin-Kakteen ebenso legal und dürfen gehandelt, besessen, angebaut und weitergegeben werden. In den USA ist es seit 1995 den Angehörigen der Eingeborenenkirche, der Native American Church, erlaubt, den psychoaktiven Peyote bzw. dessen Buttons oder ein aus den Buttons zubereitetes Pulver als Sakrament zu gebrauchen.

Markus Berger

Dieser Artikel stammt aus der grow! Ausgabe 1-2019. Wir veröffentlichen hier aus jeder neuen Ausgabe unseres Print-Magazins vier vollständige Artikel - erst als Leseproben, acht Wochen später als vollständige Texte, gratis für alle. Falls du diese Ausgabe nachbestellen möchtest, schau doch mal in unseren Shop. Alternativ findest du die Ausgabe auch als ePaper zum bequemen Lesen auf deinem Smartphone, PC oder Tablet.

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